Kampf
Kampf gegen Vorurteile und Kampf im eigenen Lager
Der Neujahrsartikel 1936 des Schweizerischen Freundschafts-Banners1 tönte wieder mutiger und kampfbewusster. Es wurde an Cato den älteren, römischer Senator (234-149) und sein stets wiederholtes "Ceterum censeo, Karthaginem esse delendam!" erinnert, also daran, dass auch nach dem zweiten Punischen Krieg (218-201) trotz allem daran festgehalten werden müsse, das punische Karthago endgültig und für immer zu zerstören, was die Römer schliesslich drei Jahre nach Catos Tod ausführten und damit den Aufstieg Roms zur Weltmacht einleiteten:
"Auch wir Homoeroten, Männer wie Frauen, haben ein Karthago zu zerstören: Das ungerechte Vorurteil der öffentlichen Meinung. [...] 90% derselben betrachten heute noch jeden Homoeroten als Päderasten, Knabenschänder und Lüstling schlimmster Art, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen. [...] Von heute auf morgen lassen sich Vorurteile und Meinungen nicht korrigieren, es braucht Jahre und Jahrzehnte langer Arbeit. Die 'Liga für Menschenrechte' hat sich seit bald vier Jahren dies zum Ziele gesetzt und jeder gewissenhafte Artkollege und -kollegin reiht sich in ihre Front. Das Freundschafts-Banner aber ist die Posaune, der Mund dieser ehrlichen, selbstbewussten Schar, das immer wieder sein 'Ceterum censeo …' den Lauen und Gleichgültigen entgegenruft."
Diese Lauen und Gleichgültigen wurden anschliessend blossgestellt als jene Feinde im eigenen Lager, die nicht mitkämpfen wollen, weil es ihnen zu riskant oder zu beschwerlich scheine. Es seien aber etliche gerade unter diesen, welche dann in Nacht-Rapporten der Sittenpolizei und in den Strafakten der Gerichte auftauchen und damit der sensationshungrigen Presse das Futter geben würden, womit sie uns allesamt genüsslich in die Gosse werfe:
"Der Schaden, den diese sittlich entgleisten Homosexuellen uns und unserer Sache zufügen in der Öffentlichkeit und bei den Behörden, ist nicht abzuschätzen."
Ernst Ostertag, Juni 2004
Quellenverweise
- 1
Anna Vock, Hrsg.: Schweizerisches Freundschafts-Banner, Nr. 1/1936