1853-1926
Jakob Rudolf Forster
Wie der Glarner Heinrich Hössli war der St.Galler Jakob Rudolf Forster1 Autodidakt. Er studierte Hösslis "Eros" und die Schriften von Karl Heinrich Ulrichs, den er als 24-Jähriger in Stuttgart besuchte. Er wollte das Werk seiner bewunderten Vorgänger weiterführen - trotz der misslichen Umstände, in denen er sich befand. Er war 18 als sein Vater starb. Damals übernahm er zuerst mit seiner älteren Schwester dessen Honighandel und eröffnete später zusammen mit der Mutter einen kleinen Lebensmittelladen. Doch vier Jahre später ging er in Konkurs.
Kurz darauf wurde seine Homosexualität bekannt, weil er öffentlich dazu stand. Es folgten noch bis 1898 Jahre grausamer Verfolgungen, Verurteilungen, Einweisungen in Gefängnisse und Irrenanstalten. Er gab nicht nach, auch nicht, als man ihn ins Ausland abschieben wollte.
Ab 1889 wohnte er in Zürich, offensichtlich in finanziell besseren Verhältnissen und schrieb seine Autobiografie als aufrüttelnde Anklage unter dem Titel "Justizmorde im 19. Jahrhundert, wahrheitsgetreue Darstellung des fast unglaublich verfolgten Schweizers J. R. Forster".
Das Buch erschien 1898 im Selbstverlag, wie Heinrich Hösslis erster Band auch. Darin geht Forster weit über die Schilderung seines Lebens hinaus. Als offen lebender Homosexueller klagt er die Unvernunft der herrschenden Meinungen an, entlarvt sie als Vorurteile und ruft sprachgewaltig zur Vereinigung aller Betroffenen auf und zum Kampf für gleiche Rechte. Er fordert auch die gleichgeschlechtliche Ehe.
Ernst Ostertag, August 2010, Philipp Hofstetter/René Hornung, Mai 2024
Quellenverweise
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In Archivquellen wird der Name mit Jacob Rudolf Forster angegeben. Forster selbst schrieb sich Jakob Rudolf Forster. Wir verwenden diese offenbar von ihm bevorzugte Schreibweise.