Homosexuelle Künstler

Im Umkreis des Zürcher Schauspielhauses

Die grosse Zeit des Zürcher Schauspielhauses mitgeprägt haben auch homosexuelle Künstler, die allerdings wie Direktor Wälterlin in erster Linie Künstler waren und Privates, dem gesellschaftlichen Gebot ihrer Zeit entsprechend, abgetrennt vom Rampenlicht lebten.

Innerhalb der weit gespannten Kreise von Kulturschaffenden, gesellschaftlich Involvierten und anderen Insidern war diese Besonderheit natürlich meist bekannt, aber kein Thema. Alles andere war wichtiger. Und nach 1945 wurde der Kalte Krieg als Fortsetzung der Bedrohung wahrgenommen. Man hielt zusammen, zumindest bis in die späten 50er Jahre.

Einige dieser Künstler verkehrten im homosexuellen Lesezirkel DER KREIS und hatten auch die Zeitschrift abonniert, weil sie ihren Kollegen Karl Meier kannten, mit ihm gelegentlich auf der Bühne standen und seine Tätigkeit als "Rolf", Leiter des KREIS, unterstützen wollten.

Als Beispiele gewählt haben wir Künstler, die Grosses geleistet haben, in ihrem Fach massgebend waren oder nur lokal bekannt blieben und heute fast vergessen sind. Es geht um die Vielfalt, um das je eigene Bild der Persönlichkeit im Zeitgeschehen, um den Dienst am Publikum und um die Kongruenz mit sich selber.

Ernst Ostertag, September 2010