Einmal - immer?
Einmal ausgegrenzt, immer ausgegrenzt?
Im langen Nachkriegskampf gegen den § 175 im deutschen Recht und gegen die Rechtsprechung und Ausgrenzung in vielen anderen Staaten machten die Homosexuellen das Zeichen ihrer Erniedrigung, den rosa Winkel und die Farbe Pink zum Zeichen ihrer Verzweiflung, ihrer Wut, ihrer Trauer, ihres Stolzes.
1984, fast vierzig Jahre nach der Naziherrschaft, konnte erstmals eine Gedenktafel in Form eines Rosa Winkels öffentlich aufgestellt werden: im ehemaligen KZ Mauthausen. Seither gibt es immer mehr solche Zeichen aus rosarotem Stein dort, wo Homosexuelle verfolgt, verhaftet, in Gefängnisse und Lager eingewiesen und missbraucht, verkrüppelt, gefoltert und umgebracht wurden. Die Inschrift aller dieser Mahnmale beginnt mit denselben Worten:
TOTGESCHLAGEN
TOTGESCHWIEGEN
DEN
HOMOSEXUELLEN OPFERN
DES
NATIONALSOZIALISMUS
Am 11. September 1994 wurde ein von Rosemarie Trockel geschaffener Engel in der Frankfurter Innenstadt der Öffentlichkeit übergeben. Er ist als "Mahnmal Homosexuellenverfolgung" die erste Vollplastik dieser Art in Deutschland.
An einem so berüchtigten Ort wie Auschwitz allerdings fehlt bis heute der Hinweis auf die auch dorthin gebrachten Homosexuellen. Dies, weil die zuständigen Organe jede entsprechende Erwähnung ablehnen. Offenbar ist die KZ-Mentalität, dass es "bessere" und "schlechtere" Opfer gab, noch immer tief verankert.
Und das ist eine Beleidigung aller Opfer.
Text auf der Tafel:
"Der 'Rosa Winkel' war das Zeichen, mit dem die Nationalsozialisten Homosexuelle in den Konzentrationslagern in diffamierender Weise kennzeichneten. Ab Januar 1933 wurden fast alle rund um den Nollendorfplatz verteilten homosexuellen Lokale von den Nationalsozialisten geschlossen oder zur Anlegung von 'Rosa Listen' (Homosexuellen-Karteien) durch Razzien missbraucht."
Ernst Ostertag, August 2004