1960

Kunstband

"Der Mann in der Zeichnung"

1960 brachte der KREIS den einzigen Kunstband heraus. Er umfasste 100 Werke, die bis dahin in der Zeitschrift erschienen waren und die einführenden Worte richteten sich, wie jene der vier Fotobände, an die dreisprachige Leserschaft mit einer zusätzlichen Übertragung ins Italienische. Aus dem Vorwort:

"Auf diesen Blättern spiegelt sich die männliche Erscheinung, wie sie Künstler und Amateure mit dem Zeichenstift, z.T. auch auf einem Holzschnitt, in hundertfacher Weise festgehalten haben. [...] Die Zeichnung will in den wenigsten Fällen eine Nachbildung der Natur sein, wenn auch meistens dennoch Natur erreicht wird, aber erlebt durch ein künstlerisches Auge. [...]

Die Linienführung blieb zur Zeit unserer Grossväter oft nur liebenswürdig verspielt, wurde manchmal aber auch leidenschaftlich überhöht; sie ist heute dagegen hart und nüchtern, sogar verzerrt, versucht jedoch gerade in der Absage an das gefällig Schöne die Hintergründe der Persönlichkeit zu erhellen.

Andere Blätter sind nichts weiter, als das Festhalten eines holden Augenblickes, geboren aus einer beschwingten Stunde. [...] Wir glauben, dass aus der Vielfalt des gezeichneten Bildes ein Zusammenklang entsteht, der gerade durch seine grossen Variationen vielen von uns Freude machen wird. [...]"

Dieser Sonderdruck verkaufte sich allerdings deutlich weniger gut als die höchst populären KREIS-Fotobücher, weshalb der Plan eines zweiten Bandes aufgegeben wurde.

Heute hingegen zählt er zu den besonders gesuchten Raritäten und gilt als Pionierleistung. Das nächste ähnliche, allerdings weit umfangreichere Werk erschien 1977: "L'Amour Bleu, die homosexuelle Liebe in Kunst und Literatur des Abendlandes"1.

Ernst Ostertag, Mai 2005

Quellenverweise
1

L'Amour Bleu, die homosexuelle Liebe in Kunst und Literatur des Abendlandes, Office du Livre und DuMont, Fribourg und Köln, 1977