1936-1945

Sanitäter/Pfleger

Ausbildungsjahre

Immer, so betonte Alfred Brauchli oft, habe es ihn zur Krankenpflege gedrängt. Die Rekrutenschule absolvierte er im Sommer/Herbst 1936 wunschgemäss bei der Sanitätstruppe. Ein Jahr später erhielt er das Diplom des Schweizerischen Militärsanitätsvereins nach einer Regionalwettübung in Winterthur.

Am 24. Juli 1941 trat Fredi in die Evangelische Diakonenanstalt St. Gallen ein, wo er zum Diakon und Krankenpfleger mit praktischer Pflegetätigkeit ausgebildet wurde. Nach bestandener Schlussprüfung verliess er die Anstalt Ende April 1942.

Bereits am 13. Mai 1942 reiste er nach Zürich und begann den dreijährigen Kurs mit Praktikum an der Anstalt für Epilepsie, unterbrochen durch einen viermonatigen Einsatz bei der Ärztemission des Schweizerischen Roten Kreuzes an der Ostfront, Russland, Winter 1942/1943.

Mitte September 1945 erhielt Fredi Brauchli in der Anstalt für Epileptische, Zürich, das Diplom der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie nach bestandener Abschlussprüfung "und 3 Jahre praktischem Dienst in der Irrenpflege", womit er "das Recht hat, sich schweizerischer diplomierter Irrenpfleger zu nennen und das entsprechende Abzeichen zu tragen."

Das "Dienstbuch für das diplomierte Pflegepersonal für Gemüts- und Geisteskranke" erwähnt unter dem Datum des 22. Oktobers 1945 unter anderem "Wir können Herrn Brauchli als intelligenten Pfleger und Leiter einer Abteilung bestens empfehlen."

Fredi war offensichtlich für Pflegeberufe geschaffen und in allen Fachbelangen begabt. Mit seiner homosexuellen Veranlagung als Seniorenliebender auch in spezieller Weise für Altenpflege (Geriatrie). Zugleich zog es ihn immer wieder zu Frauen. Er hatte Verhältnisse mit gleichaltrigen oder jüngeren "Freundinnen", wie er sie nannte. "Bis jetzt", fügte er schmunzelnd noch als 85-Jähriger hinzu.

Eine kleine Episode erzählte uns Fredi am 10. Dezember 2004. Sie sei ihm eben aus der Erinnerung aufgetaucht:

"Ich war in der 6. Klasse kurz vor Schulschluss. Wir hatten einen feingliedrigen, scheuen Kameraden, einen Halbitaliener. Er arbeitete in der Freizeit bei einem Sattler und wollte dort auch die Lehre machen. Vom Sattler sagte man, der 'habe es' mit jungen Männern. Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte. Mich interessierte aber der Sattler sehr. Er hätte mein Vater sein können. Ich wollte auch bei ihm arbeiten. Ich war wohl eifersüchtig, wusste aber nichts davon. Da schnitt ich die Riemen von meinem Schul-Tornister ab und ging zum Sattler, um sie flicken zu lassen. So war ich bei ihm. Das war sehr schön und ich war richtig glücklich. Aber er beachtete mich überhaupt nicht. Das machte mich für lange Zeit traurig. Erst später merkte ich warum."

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Ernst Ostertag, Februar 2006