ab 1960

Zürich: Misstrauen

... unmögliche Lage

Der Kreis1 übernahm bewusst den Titel der Tagespresse "Die grosse Gefahr in Zürich" und zitierte aus einem Interview des Tages-Anzeigers vom 4. Mai 1963, geführt mit Prof. Burckhardt, Zürich:

"[...] so waren es 1962 in Zürich vermutlich nicht weniger als 200, das ist ein Drittel der für die ganze Schweiz angenommenen Fälle. [...] Ein grosser Teil der Neuansteckungen wurde bei männlichen Homosexuellen festgestellt. [...] Bei Gruppenuntersuchungen von Homosexuellen nach polizeilichen Razzien fand man bis 20 Prozent dieser Männer angesteckt."

Man hat also die bei Razzien zusammengetriebenen und festgenommen Leute auf der Hauptwache der Polizei getestet, sicher nicht freiwillig und sicher mit Aufnahme der vollen Personalien. Durch eine so diagnostizierte Syphilis war jeder Erkrankte gekennzeichnet und abgestempelt. Also ging keiner für einen Test von sich aus zum Arzt - ausser jenen, die sich beim Vertrauensmann des KREIS, Dr. Diem, meldeten. Auch wir beide (Röbi Rapp und Ernst Ostertag) waren darunter. Vor seinem Wartzimmer reichte sich fast der ganze Zürcher KREIS die Klinke. Aber alle anderen?

Ernst Ostertag, März 2005

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 5/1963, Umschlag