1959-1967
Abonnentenschwund: Versuche zur Erneuerung
... der Zeitschrift scheitern
In den 50er Jahren wandelten sich die ursprünglich vom KREIS inspirierten Organisationen vor allem in den Niederlanden und in Dänemark zu selbstbewusst auftretenden Bewegungen, welche die Öffentlichkeit nicht scheuten. Sie wurden von jungen, dynamischen Leuten geführt. Es gelang, die Gesetzgebung in progressivem Sinn zu beeinflussen. Schutzalter wurden gesenkt, Pornographieverbote gelockert.
Zur Zeit der Repression in der Schweiz entwickelten sich diese Staaten diametral anders: In Richtung Offenheit, Toleranz und Akzeptanz. Die Szene wurde frei.
Schweizer pilgerten nach Amsterdam oder Kopenhagen, um Tanzlokale, Saunalandschaften, Kellerbars und einschlägige Restaurants oder Hotels aufzusuchen, und sie kehrten mit besonderen Zeitschriften im Koffer zurück, die sofort beschlagnahmt wurden, wenn der Zoll sie fand. Aber oft fand er sie nicht.
Der Kreis jedoch steckte im Gefängnis sittenpolizeilicher Verordnungen und blieb bieder-brav, farblos, trocken und veraltet. Alt und unbeweglich war auch seine Redaktion geworden. Zwar publizierte sie weiterhin auf hohem literarischen Niveau, was niemand bestritt, aber mit dem Trend gehen, das lag nicht drin.
Nach dem Wegfall der grossen Festanlässe und des Clublokals fielen die Abonnentenzahlen. Und das Aufkommen der ausländischen neuen Hefte liess sie erst recht sinken.
Es gab Versuche einer Neugestaltung durch junge Kameraden. Man nahm sie zur Kenntnis und wollte schrittweise ein wenig ändern. Dabei lief die Zeit davon. Schliesslich war es zu spät. Es blieb nur die Liquidation.
Ernst Ostertag, März 2011