1967

Diskussion: Neue Vorschläge

An die Wirkung dieser Rede erinnern wir (Röbi Rapp und Ernst Ostertag) uns noch sehr deutlich: Sie war vernichtend und fast alle waren schockiert. Bisher hegte jeder irgendwelche Hoffnungen. Allerdings ohne Grundlage. Das war jetzt klar. Eugen Laubacher / Charles Welti war zur endgültigen Liquidation entschlossen. Die Gründe hatte er unmissverständlich vorgelegt. Und Ton, Wortwahl, seine ganze Haltung signalisierte Kompromisslosigkeit. Der Vorschlag eines Mitteilungsblättchens am Schluss war lächerlich, ein Abgangszückerchen.

Der Gegensatz zu Karl Meier / Rolfs Äusserungen, die mit ihrem sprunghaft gebotenen Vielerlei im Zuhörer ein Weniges von Illusion zurückliessen, dieser Gegensatz hätte nicht schroffer sein können.

Für uns beide war klar: Mit Rolf zusammen könnte ein junges Team etwas Neues gestalten, einsprachig, einfacher, um zu retten, was immer möglich war, auch den Club. Und vor allem die Bibliothek, die Sammlung, das einmalige Archiv, die Verbindungen, wenigstens jene in den deutschsprachigen Raum. Um das alles ging es doch.

Die Diskussion setzte sofort ein, emotionsgeladen heftig, aber auch bitter und resigniert. Das Protokoll gibt nur mit distanzierten Worten einige der konkreteren Vorschläge wieder, die wir hier mit eigenen Erinnerungen ergänzen. Die meisten Voten drehten sich um den Club und dessen Weiterführung:

"Abonnent 43 beantragt die Weiterführung des Klubs ohne Zeitschrift. Ob Fredy [Fredy Lohner]  bereit wäre, ein weiteres Jahr zu wirken? Fredy weist auf die enormen Schwierigkeiten hin, welche die Führung eines Klubs mit sich bringe. Man ist wöchentlich zweimal angebunden. [...] Sollte die Abstimmung ergeben, dass der KREIS weiterbestünde, würde er weitermachen. Er könne nicht anders."

Jim / Karlheinz Weinberger schlug eine Öffnung für Nicht-Abonnenten vor, analog zur Basler Isola, die seither Gewinn abwerfe. Und das beeinflusse positiv die Programme und deren Gestaltung. Die Isola könnte uns jetzt vielleicht finanziell helfen.

Etliche, auch wir beide, unterstützten seinen Vorschlag. Karl Meier / Rolf und Rudolf Jung / Rudolf Burkhardt erklärten aber dezidiert, die Isola habe sie schwer enttäuscht, sie möchten nichts mehr damit zu tun haben. Mit einem Ordnungsantrag wurde diese Diskussion abgebrochen.

Dies führte zur Rückbesinnung auf das Hauptproblem: Was kann auf welche Weise gerettet und weitergeführt werden? Der Abonnent Ernest Raetz, Gründer der Isola, sprach uns aus dem Herzen, als er einen Vier-Punkte-Plan vorstellte:

  1. Die Zeitschrift wird auf ein blosses Informationsblatt reduziert.
  2. Das Kleine Blatt soll weiter bestehen.
  3. Die Bibliothek ebenfalls.
  4. Diese Regelung ist für die Dauer eines Jahres zu treffen. Die Jahresversammlung 1968 beschliesst, was danach geschehen soll.

Sofort unterstützen mehrere diesen Vorschlag. Wir beide mit dem Zusatz, dass Büro und Korrespondenzen (Archiv) ebenfalls bestehen bleiben und in beschränktem Masse (ev. nur deutschsprachig) weiterzuführen seien. Eugen Laubacher / Charles Welti erklärte in verärgertem Ton, er fühle sich von Fredy Lohner / Fredys Erklärung überrumpelt, dass er nun plötzlich doch im Amt bleiben wolle. Nun griff Karl Meier / Rolf ein, um Klarheit zu schaffen:

"Rolf richtet an Fredy folgende Frage: 'Bist du bereit, den Club auf eigene Verantwortung und auf neuer, für die Behörde akzeptabler Grundlage weiter zu führen, wenn du Kameraden findest, die dich unterstützen?' Fredy erklärt sich bereit."

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Ernst Ostertag, Januar 2006