Antwort an den Kreis

... höhnische Pressestimme

Im Heft 7/1957 eines verstorbenen Kameraden fanden wir einen von ihm hineingelegten Ausschnitt aus der Zürcher Woche, Nr. 31 vom 1. August 1957, S. 5, Rubrik "Punkt für Punkt". Darin befasste sich der Schreiber "wr." mit Karl Meier / Rolfs Artikel "Der tiefe Fall" (s. vorausgehendes Unterkapitel "Reaktion im Kreis"):

"DER KREIS, eine Monatsschrift, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit erscheint, hat einen Privatkrieg gegen die Zürcher Presse angezettelt. Die Redaktion schreibt im Juli-Heft: [...]."

Und nun folgten als Zitat die letzten beiden Sätze aus Rolfs Artikel:

"Die Bevölkerung erfährt zum soundsovielten Male von den Schattenseiten mann-männlicher Neigung, und die Presse stürzt sich darauf als eine willkommene Sensation. Wo aber ist die Presse, die es wagt, von einer positiv sich auswirkenden Freundesliebe zu berichten, 'ohne falsche Scham'?"

Dann fuhr der Schreiber "wr." weiter - und das gibt ein Bild zur Lage in jener Zeit:

"Die Zürcher Presse hat sich, mit Verlaub zu schreiben, nicht auf die Schattenseiten gewisser Neigungen als eine willkommene Sensation gestürzt. [...] Sie hat angenehmere Aufgaben zu erfüllen, als die Kreise des sogenannten Lesezirkels DER KREIS zu stören. Sie rät aber dem Verfasser des Artikels, seine offenbar akute geistige Kreislaufstörung beheben zu lassen, damit er sich künftig nicht unnütz und ungerechtfertigt gegen die Zürcher Tageszeitungen die Finger warm schreibt."

Ernst Ostertag, September 2005