Homosexualität

Niemand ahnte, dass Oboussier schwul war

Chris Walton im Tages-Anzeiger:

"Nicht einmal Oboussiers engste Freunde sollen geahnt haben, dass er homosexuell war. Er war vermutlich schon in Nazideutschland zur Geheimhaltung seiner Sexualität gezwungen worden und hat dann in Zürich, wohl wegen der damit verbundenen gesellschaftlichen Ächtung, einfach gleich gehandelt, obwohl die Homosexualität an sich nicht mehr strafbar war. Akzeptiert war sie dennoch nicht. In der Öffentlichkeit konnte man nicht mehr von Oboussier reden, ohne die Umstände seines Todes anzusprechen; und da diese als unaussprechlich galten, hat man bald konsequenterweise den toten Komponisten auch noch totgeschwiegen."1

Das Geheimhalten seiner Homosexualität führte wohl zum gelegentlichen Ausleben im Verborgenen. Und das wurde ihm zum Verhängnis. Sein Mörder, Walter Siegfried, war 18 Jahre alt und aus der Erziehungsanstalt Aarburg entflohen, um sich in der grossen Stadt etwas Auszeit mit locker verdientem Strichergeld zu leisten.

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Ernst Ostertag, September 2005, April 2012

Quellenverweise
1

Chris Walton: Tages-Anzeiger, Zürich, 8. Juni 2007, "Das Doppelleben eines Komponisten"