1960

Grossrazzien: "Punkt" und "Doppelpunkt"

Die Verleumdung des KREIS in einer gewissen Tagespresse schien der Polizei den letzten Anstoss für ein massives Durchgreifen zu geben. Bei Grosseinsätzen hatte sie auch damit zu rechnen, dass zufällig anwesende, unbeteiligte Passanten und Barbesucher oder Spaziergänger in Parkanlagen miteinbezogen würden. Daraus resultierende rechtliche und publizistische Folgen konnten nun weitgehend ignoriert werden. Der zuständige Stadtrat, der das Polizeiamt führte, war Albert Sieber (FDP).

Gefühlsmässig stand die öffentliche Meinung mehrheitlich auf Seiten der Ordnungskräfte und erwartete ein rasches und gründliches Vorgehen. Dies auch, weil neben den Homosexuellen die auffälligen und meist randständigen Jugendlichen, "Halbstarke" genannt, als provokativ, die Ordnung störend und gefährlich wahrgenommen wurden. Eine erste Polizeiaktion am 17. Juni 1960 hatte ihnen gegolten.

Ernst Ostertag, Oktober 2005