1961

Der Kreis dankt

... der Solothurner Zeitung

Im Januar-Heft des Kreis kam Karl Meier / Rolf auf den Artikel in der Solothurner Zeitung zurück:1 

"Es ist erstaunlich, wie diese Aktion ["Doppelpunkt"] nicht nur in einigen Zürcher Blättern, sondern auch ausserhalb des Kantons eine Kritik erfahren hat, die aufhorchen lässt. Wir [...] fanden in der Solothurner Zeitung vom 13. Dez. 1960 eine noch viel weiter ausholende Diskussion; wir halten es für richtig, den uns wesentlich erscheinenden Teilen hier ebenfalls Raum zu geben.

Den ersten Abschnitt 'So sehr zürnte Gott über diese Sünde' [...] schenken wir uns; wir alle kennen die Einwände, die auf [...] Sodom und Gomorra und den ersten Römerbrief [...] zurückgreifen, und wir haben [...] schon mehrmals dazu Stellung genommen. Geben wir zuerst unseren Lesern vom Dankschreiben des Kreis an die Redaktion der Solothurner Zeitung Kenntnis. [...]:

[...] Dass von aussen her hin und wieder sachlich und menschlich [...] richtige Reportagen [...] erscheinen, lässt uns doch weiterhin an den Rechtsstaat Schweiz glauben.

Kein einsichtiger Homosexueller wird die männliche Prostitution als 'zu Recht bestehend' verteidigen wollen; sie ist es so wenig wie die weibliche. Und dass die Geschlechtskrankheiten bekämpft werden müssen, soweit es nur irgend möglich ist, steht ebenfalls ausser Frage. Nur sind eben die in Zürich angewendeten Mittel so, dass sie nicht nur bei den Homosexuellen grösstes Befremden ausgelöst und der Achtung vor unserer Demokratie einen schweren Stoss versetzt haben. [...]

Lassen Sie uns Ihnen aufrichtig für Ihre Haltung danken! [...] Für den Kreis: lf."

"If" war für den Kreis-Leser natürlich leicht als "Rolf" erkennbar. Zum Abschluss liess er die Meinung der Solothurner Redaktion folgen, so wie sie in der Zeitung publiziert worden war.2 Die letzten Sätze sind typisch dafür, was damals "fortschrittliche Haltung" hiess:

"Die Homosexualität gehört zweifellos zu den Übeln des Menschengeschlechtes, begründet aber keine Minderwertigkeit ihrer einzelnen Vertreter. Wir können höchstens Gott danken, dass er uns mit natürlichen Gaben - worunter derjenigen der körperlichen Liebe zur Frau - ausgestattet hat. Sonst werden wir zu Pharisäern und völlig unberufenen Richtern über Mitmenschen, die zu ihrem eigenen Leidwesen widernatürlich veranlagt sind."

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Ernst Ostertag, Oktober 2005

Quellenverweise
1

Der Kreis, Nr. 1/1961, Seite 11 ff.

2

Der Kreis, Nr. 1/1961, Seite 14