1960
Diskussionsabend: Veränderte Lage
... Ende der KREIS-Zusammenkünfte in Zürich
In der nächsten Ausgabe, der Augustnummer, begann ein redaktioneller Artikel mit den Worten:1
"Zu den Vorfällen in Zürich, durch die in völlig entstellenden und wahrheitswidrigen Presse-Notizen auch der KREIS in Mitleidenschaft gezogen wurde, nehmen wir im September in einem gesonderten Bericht Stellung, weil wir erst nach dem Diskussionsabend vom 17. August Entscheidendes mitteilen können."
Dieser Diskussionsabend war gut besucht.2 Wir (Röbi Rapp und Ernst Ostertag) erinnern uns noch lebhaft daran. In vielen Voten kamen Enttäuschung, Wut, Trotz und Trauer, aber keine Resignation zum Ausdruck. Man wollte die schwierige Lage irgendwie durchstehen und dezidiert auf ein eigenes Lokal hinarbeiten. Der Baufonds stand im Mittelpunkt der Ideen und Vorschläge. Für das Septemberheft schrieb Karl Meier / Rolf einen Bericht und Kommentar über "Die veränderte Lage in Zürich":3
"[...] Leider hat ein Teil der Presse nicht immer wahrheitsgetreu berichtet und [...] dem KREIS Dinge angedichtet, die, würden sie den Tatsachen entsprechen, ihm gewiss nicht eine 28jährige Tolerierung seitens der Behörden gewährt hätten. [...]
Sehr bedauerlich blieb auch, dass ein Teil der Berichterstatter das gastliche Haus unserer Veranstaltungen, die seit über 10 Jahren für die Öffentlichkeit unwahrnehmbar und ohne irgendwelche Klagen gegen uns abgehalten werden konnten, mit vollem Namen in der Tagespresse preisgab. So können wir wohl noch dort zusammenkommen, jedoch ohne tanzen zu dürfen, für [...] alle recht schmerzlich, denn [...] der moderne Tanz ist [...] ein harmloser Ausgleich nach der Tagesarbeit und ein Bedürfnis für viele. Das ist auch so auf der 'anderen Seite' [...] bis tief in sehr christliche Kreise hinein! Aber das Verbot auf städtischem Grund und Boden ist nun einmal ausgesprochen und liess sich trotz eingehender Rücksprachen, die übrigens in einem durchaus korrekten und verständnisvollen Ton gehalten werden konnten, nicht ändern.
Diese Tatsache stellt den KREIS Zürich vor neue Aufgaben. Wir benötigen Kameraden, die uns in vermehrtem Masse als bisher helfen, die Mittwoch-Abende anregend und interessant zu gestalten. [...] Vor allem rückt [...] der Gedanke der eigenen Klubräume noch mehr in den Vordergrund. [...] Wir müssen uns selbst helfen, wenn wir etwas erreichen wollen, [...]."
Im selben Heft meldete sich Alfred Elwert / "Abonnent ARFE" mit einem Aufruf:4
"Regelmässige Herbstfestbesucher kämen dieses Jahr vor verschlossene Türen! Ich traure mit allen, die seit bald 20 Jahren zu dieser schönen Veranstaltung gekommen sind und sich darauf gefreut und dafür gespart haben! Aber weil das Geld dafür schon auf der Seite liegt, so bin ich der Meinung, dass es dennoch dem KREIS zugute kommen sollte, und zwar dem BAUFONDS FÜR EIGENE KLUBRÄUME! [...]"
Im Oktober wurde das Ergebnis bekannt gegeben:5 Von 52 teilweise namhaften Spenden kamen 7 aus dem Ausland, 30 aus der Schweiz und (nur!) 15 aus Zürich.7
Ebenfalls in der Oktobernummer standen Isola-Nachrichten aus dem Club in Basel:6
"[...] Wir haben absichtlich alle Veranstaltungen mit Kostümierungen abgebremst [...], um uns feindlich gesinnten Aufpassern zum vornherein jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen. Es war genug an den Verleumdungen, die der KREIS Zürich [...] über sich ergehen lassen musste. [...]"
Ernst Ostertag, Oktober 2005
Quellenverweise
- 1
Der Kreis, Nr. 8/1960, Seite 10
- 2
Der Kreis, Nr. 8/1960, Seite 10
- 3
Der Kreis, Nr. 9/1960, Seite 10
- 4
Der Kreis, Nr. 9/1960, Umschlag
- 5
Der Kreis, Nr. 10/1960, Umschlag
- 6
Der Kreis, Nr. 10/1960, Umschlag
Anmerkungen
- 7
aufgeführt waren die Abonnentennummern der Spender