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Ein erstes hektographiertes Flugblatt ZABRISKIE POINT, handgeschrieben und mit Zeichnungen versehen, gelangte in diesen Monaten in Umlauf und an die Pinwände (s. Illustration unter "Club Zabi").

Dazu schrieb der Medizinstudent Walter Kuhn am 17. Juni 1971 an den Psychologen, Arzt und Dozenten Berthold Rothschild:

"Anfangs Mai wurden an der Uni und der ETH Plakate aufgehängt, die ZABRISKIE POINT unter den homosexuellen Studenten bekannt machen sollten. Diese Plakate wurden innert kürzester Zeit systematisch entfernt. Dann erschien ein Inserat im Zürcher Student.1 Nach Pfingsten wurden rund 1000 Flugblätter in Lichthof [der Universität Zürich], Mensa und Studenten-Heim verteilt. Auch diesmal gab es eifrige Sammler, die sich die Mühe nahmen, ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen vor dieser offenbar unerwünschten Propaganda zu verschonen. Nach einem halben Tag war auf dem ganzen Areal kein einziges Flugblatt mehr zu sehen. Auch die meisten angeschlagenen Flugblätter verschwanden.

Ich bin der Ansicht, dass es sich hier um ein typisches Beispiel handelt, wie sich unsere tendenziell faschistische Gesellschaft auf bequeme Art unliebsamer Minderheiten zu entledigen sucht.

Die Mitglieder von ZABRISKIE POINT wären Ihnen dankbar, wenn Sie in einer Ihrer Vorlesungen den Ausgang dieser Flugblatt-Verteilung pointiert kommentieren würden."

Der Club Zabriskie Point, genannt "Zabi" war von Anfang an eine Disco mit "leiser Musik bis ca. 22 Uhr", sodass geplaudert und diskutiert werden konnte. Er befand sich im Keller eines der ETH gehörenden Gebäudes an der Leonhardstrasse 19 und bestand bis Ende 2001. In einem Vertrag vom 18. Dezember 1973 über die Kellerbenützung zwischen der Kellerverwaltung SSR (Schweizerischer Studentenreisedienst) und der HAZ hiess es unter anderem:

"Die HAZ mietet den Keller des SSR an der Leonhardstrasse 19, 8001 Zürich, für ihren Club Zabriskie Point unter folgenden Bedingungen: [...]"

Das Kontaktforum als Ort für mehr als nur an Musik und Tanz Interessierte gliederte sich ab sofort in zwei aktive Tätigkeitssparten, eine Polit- und eine Selbsterfahrungsgruppe. Später kamen noch andere Arbeitsgruppen dazu. Im Herbst 1971 führten die Aktiven im Club und in den beiden Gruppen Politik und Selbsterfahrung eine intensive Diskussion zur Einführung eines knappen, klaren Namens. Dazu Michael Bermann:

"Die (schliessliche) Namensgebung HAZ war ein hart ausgefochtener Kompromiss zwischen denjenigen, die den Namen 'Homophiles Kontaktforum' wollten und uns anderen, die den Namen 'Schwule Aktivistengruppen Zürich' wollten."

Bis sich allerdings der Name HAZ endgültig durchsetzte, dauerte es noch eine gute Weile. Am 17. November 1971 gab der Zabi die erste richtige, gedruckte Mitgliederkarte heraus. Sie war ein Jahr gültig, kostete 30 Franken und berechtigte auch zur Teilnahme an bestehenden und neuen Aktivistengruppen.

Für Heini Jung, Besitzer auch dieses Ausweises, ist der 17. November das Gründungsdatum der ersten offiziellen "Homosexuellen Arbeitsgruppen". Es könne daher als frühestes Entstehungsdatum der HAZ angenommen werden.

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Ernst Ostertag, September 2006

Quellenverweise
1

Zürcher Student (ZS) Nr. 2, Mai 1971, alle Unterlagen heute im sas. ZS = Organ der Studentenschaft der Uni Zürich und des Verbandes der Studierenden an der ETH