1970

Film "Zabriskie Point"

"Zabriskie Point" von Michelangelo Antonioni war ein kalifornisches Roadmovie, das 1970 in die Kinos kam und zum Kultfilm der jungen Generationen avancierte. Der Film reflektierte die radikalen Gegensätze seiner Zeit, die Studentenrevolte von 1968, die Brutalität der Polizei und die rücksichtslose Profitsucht der Business- und Werbewelt. Er zeigte unter anderem den totalen Befreiungsversuch eines Studenten als tödlich endende Flucht aus der Zivilisation. Sie führt ihn (mit einem entwendeten Sportflieger) in die Leere der Wüste, ins Death Valley, wo er mit einer gleichaltrigen Werbefrau zusammentrifft. Die beiden lieben sich in der faszinierend bizarren Öde des "Zabriskie Point" genannten Teils im "Tal des Todes", wo sich alles in flimmernde Luft auflöst: ihr Liebesspiel vervielfacht sich zu zahllosen Liebespaaren auf allen Hügeln und in allen Rinnen der vibrierenden Landschaft. Diese Fata Morgana wurde zum Höhepunkt und zur eigentlichen Metapher des Films. Danach holt den Studenten sein Schicksal ein, er wird Opfer blinder Ordnungswut und des Nichtverstehens. Die junge Frau dagegen erfährt eine Vision von explosionsartiger Zerstörung ihres Werbeauftrags, einer gigantischen Siedlung in unberührt freier Wüste.

Ernst Ostertag, September 2006