1972

HAZ-Gründung

Gründung Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich

Ein Flugblatt "Kontaktforum Zabriskie Point" mit Untertitel "Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich (HAZ)" vom 12. März 1972 informierte über Zweck und Ziel:

Der Verein "wurde gegründet, um homosexuellen Männern und Frauen aller Schichten Gelegenheit zu bieten, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich zu solidarisieren und gemeinsam für die Emanzipation der Homosexualität und der menschlichen Sexualität überhaupt einzutreten; sich selber aus der Ghetto-Subkultur, in der die Homosexuellen zu leben gezwungen sind, zu befreien. [...] Aus einem anfänglich studentischen Verein wurde [...] ein heterogenes Gebilde, dem über 200 vorwiegend junge Leute aller Bevölkerungskreise angehören. Obwohl sich unsere Organisation primär als eine Art Schwulen-Gewerkschaft versteht, sind wir für alle Hetero-, Bi-. A-, Pan- etc. -sexuellen offen."

Sprache und Stil wiesen auf die Nähe des am selben Tag erstmals in der Schweiz gezeigten Films von Rosa von Praunheim hin (Nicht der Homoseuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt). Auf dem Flugblatt stellten sich auch alle bestehenden Arbeitsgruppen zum ersten Mal vor:

"Psychologie: Selbsterfahrung und Motivation [...] Man versucht, Probleme im Gespräch zu erkennen und zu lösen; Erwartungen, die man der Organisation gegenüber hegt, zu formulieren.

Release: Eine Art 'Drop-in' für Homosexuelle. Befasst sich mit (akuten) Problemen [...]. Erpressung, Überfälle, Diskriminierung, Schwierigkeiten mit der Familie, psychische Probleme.1

Sexualität und Gesellschaft: Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit.

Club: Wir unterhalten eine nichtkommerzielle Diskothek Zabriskie Point mit progressiver Musik [...]."

Angegeben waren die Adresse des Clubs mit Öffnungszeiten: jeden Mittwoch ab 20 Uhr.

Ein Info-Blatt vom Juni 1972 rief die junge Geschichte der "homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ - ZABI)" in Erinnerung:

"[...] Der studentische Club Zabriskie Point (Zabi) [...] sollte eine echte Alternative zu den homosexuellen Bars und Clubs in Zürich sein. [...] Der Clubabend wurde von Anfang an unterschiedlich kritisiert. Die Konsumhaltung der Clubmitglieder wurde durch gemeinsame Diskussionen und spontane Gespräche und Happenings zu bekämpfen versucht.

Im Zürcher Student (ZS) vom Juli 1971 erschien ein längerer Artikel, der sich kritisch mit der Stellung der Homosexuellen in der Gesellschaft, mit ihren psychologischen Problemen und mit dem Zabriskie-Club bzw. Verein Kontaktforum [...] auseinandersetzte. An der ETH und Uni wurden über 2000 Flugblätter verteilt. Im ZS und im Wochenkalender der ETH erschienen Inserate des Zabriskie Point.

Es wurde Kontakt aufgenommen mit COC Amsterdam (Präsident Benno Premsela besuchte den Club in Zürich) und mit dem Club 68 [...]."

Die GV vom 22. März 1972 gab sich definitiv den neuen Namen "Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich - Zabriskie Point (HAZ - ZABI)" und genehmigte die neuen Statuten. Dieses Datum kann als (spätestes) Gründungsdatum der HAZ gelten. Laut Statuten gab es (analog zur SOH) Aktiv- und Passivmitglieder. Erstere waren in einer der Arbeitsgruppen tätig und damit Teilnehmer an den HAZ-Versammlungen, welchen Passivmitglieder als Beobachter beiwohnen konnten. Das Vorstandsbüro bestand aus einem Delegierten jeder Arbeitsgruppe, funktionierte als Koordinationsstelle und vertrat den Verein nach aussen.

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Ernst Ostertag, September 2006

Quellenverweise
1

Dazu wurden Telefonzeiten und Nummer angegeben