CSD New York

…"fröhliche Befreiungsfront" und zur veränderten Bebilderung

In der Rubrik "Pressespiegel" wurde vom ersten CSD berichtet, der am 28. Juni 1970 in New York stattgefunden habe, in Erinnerung an den Aufstand und die Demos vor einem Jahr.1 Allerdings nannte der Bericht den Namen CSD nicht, er hatte sich noch nicht eingebürgert. Dafür war der Titel gesetzt: "In New York demonstrierte die 'Fröhliche Befreiungsfront' ", womit das Wort GAY gemeint war. Auch diese Bezeichnung war bei uns noch nicht angekommen. Es handelte sich um die "Gay Liberation Front", was im letzten Abschnitt der etwas unbeholfen aus dem Amerikanischen übersetzten Meldung festgehalten wurde:

" 'Wir hatten noch nie eine Demonstration wie diese', rief der 27-jährige Martin Robinson, von Beruf Zimmermann und in seiner Freizeit Direktor für politische Angelegenheiten der 'Gay Liberation Front' mit Stolz aus. Der Tag des 'neu gefundenen Stolzes [Pride] der Homosexuellen' geht auf den 29. Juni 1969 zurück, als die Polizei einen Sammelplatz für Homosexuelle im Greenwich Village ausheben wollte und es dabei zum bisher wüstesten Zusammenstoss zwischen den ungleichen Gegnern kam."

In der Bebilderung der Hefte hatten sich die Illustrationen nun völlig frei entwickelt und zeigten viel Nacktes, meist in ansprechender Form ohne prüdes Verdecken und nur noch selten mit verkrampften Akt-Posen. Von Swen Swede, einem Studio, das auch den Kreis beliefert hatte, konnten langjährige Abonnenten mal eine bereits bekannte Aufnahme entdecken, nun allerdings ohne aufretouchierte Slips (ein Beispiel im Kleinen Blatt, Heft 12/1970). Und Karlheinz Weinberger / Jim blieb der grosse Star mit den meisten Fotografien. Auch die Covers von 2 bis 12 zeigten ausschliesslich Fotos aus seiner Hand. Häufig vertreten war "Achilles" mit Aufnahmen von gleicher Qualität. Das etwas festere Papier gegenüber Jahrgang 1969 liess alle Bilder besser wirken.

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Ernst Ostertag, März 2006

Quellenverweise
1

club68, Nr. 7/1970, Seite 12