Offen auftreten!

Peter Urs Lerch übernahm die Redaktionsleitung des club68 und behielt vorläufig weiterhin seine Funktion im Team der "club 68 show" im Conti-Club. Bis zum Heft November 1971, Seite 2 benützte er das Pseudonym Urs Frank.¹

Auf dieser Seite liessen auch weitere Mitglieder der Redaktionsgruppe das Verdecktsein fallen und outeten sich mit ihren bürgerlichen Namen. Sie folgten damit dem Präsidenten, Robert Abraham, der dasselbe bereits im September auf einem Rundschreiben zu den bevorstehenden Nationalratswahlen getan hatte.²

Die Jungen und Neuen waren offener und gingen forscher vor, als es die bisherige Redaktionsgruppe von 1968 bis Ende 1969 tat. Club und Zeitschrift sprachen ein anderes, ebenfalls jüngeres Publikum an. Die Distanz zum KREIS war gross geworden.

Trotzdem blieben viele der Älteren nicht weg. Sie genossen den frischen Wind und besuchten weiterhin den Conti und die anderen Clubs. Man war wieder eine Art grosse Familie geworden, sah die jungen Gesichter der Leitung gerne und freute sich an ihrer unbeschwerten Experimentierfreudigkeit und den locker gewordenen Illustrationen der Hefte. Ein Grund des Fallenlassens von Hüllen der Bild-Modelle lag natürlich auch (schon seit 1969) im Versuch, neue Mitglieder zu gewinnen.

Das alles ist Martin Mühlheim in seiner Seminararbeit

"Club 68, Ein Verein schwuler Männer in Zürich und sein gesellschaftliches Umfeld (1968-1971)"

nicht entgangen.³ Im Kapitel "Aktionsformen und Öffentlichkeitsarbeit" weist er mehrmals darauf hin.⁴ So etwa:

"Nach 1970 änderten sich die Vorstellungen im Club 68 über die Art und Weise, wie die Öffentlichkeit zu informieren sei. [...] Angesichts des grundlegenden Wandels der Protestkultur Ende der 1960er Jahre, gerade auch bei schwulen Organisationen, versuchte auch der Club 68 sein Verhältnis zur Öffentlichkeit neu zu definieren. Auf Provokationen sollte zwar verzichtet werden, verstecken wollte sich jedoch künftig auch der Club 68 nicht mehr."