Das Evangelische Tagungs- und Studienzentrum Boldern kündigte ein Gesprächswochenende an. Es war das fünfte zum Thema Homosexualität und wurde am 21./22. Oktober 1978 in der Paulus-Akademie Zürich wiederholt:

"Homosexualität, Aggression, Verachtung, Zärtlichkeit. Das Gespräch, das an der Telearena nicht zustande kam, findet nun auf Boldern statt, am Samstag/Sonntag, 1./2. Juli 1978".

Auf der Einladung der Veranstalter, Else Kähler und Marga Bührig (die an der Telearena dabei war) sowie Guido Vergauwen von der kath. Paulus-Akademie, stand unter anderem:

"[...] Ein Gespräch am Bildschirm kam nicht zustande, und auch vielerorts an Arbeitsplätzen und in Familien nicht. Wie schon an früheren Tagungen wollen wir auf Boldern eine Möglichkeit zum offenen Gespräch anbieten. [...] Verachtung-Aggression / Aggression-Zärtlichkeit / Zärtlichkeit-Verachtung-Aggression - mit diesen Wörtern kann man spielen. Dahinter stehen aber Realitäten im Leben von uns allen und in der besonderen Situation einer Minderheit, die immer noch verachtet wird und diskriminiert ist.

An dieser Tagung wollen wir einen Raum schaffen, in dem verschiedene Erfahrungen mit Verachtung, Aggression und Zärtlichkeit ohne Angst und Zwang in das Gespräch eingebracht werden können. [...]"

Stephan Inderbitzin, Leiter einer der Gesprächsgruppen, schrieb dazu in seinem Bericht über die Tagung:¹

"Schwergewicht bildeten die Gruppenarbeiten. Insgesamt wurde 5 Std. in Gruppen von ca. 10 Leuten diskutiert. Inklusive der vorbereitenden Gruppe (ca. 20) waren etwa 135 Leute auf Boldern, Frauen gleich stark vertreten wie Männer. Die 'Nicht-Betroffenen' waren in der Minderheit (ca. 30).

Am Samstagnachmittag wurden nach der Begrüssung Zitate aus Briefen vorgelesen, die ans Fernsehen und nach Boldern kamen. [...] Vorgelesen wurden [...] zuerst positive, dann Briefe von Betroffenen und zum Schluss negative [...]. Das Plenum war echt entsetzt ob der massiven Angriffe [...] an die Adresse der Homosexuellen. Anschliessend [...] zeigte sich, dass man sehr schnell von der Telearena als Einstieg wegkam und persönliche Probleme diskutieren konnte.

Der Sonntagmorgen war reserviert für Kurzreferate [...]. Am Sonntagnachmittag wurden die Teilnehmer in thematische Gruppen eingeteilt. [...] Persönlicher Eindruck im Vergleich mit der Telearena: [...] Generell müsste ich sagen, dass der persönliche Gewinn wohl am ehesten bei einer solchen Tagung im Vordergrund stehen will und sicher auch gestanden hat."