1978

Ein Beispiel

Presse-Artikel Schluss

Sozusagen zur Illustration fügte Edith Lier ihrer Reportage in der Schweizer-Illustrierte, sie+er "Was hat die Telearena den Homosexuellen gebracht?"1 ein von ihr recherchiertes Beispiel hinzu:

"Ein Männerpaar lebt glücklich zusammen und wird von der Umgebung für abnormal gehalten. Ein Lehrer fühlt sich gejagt und verstossen, die Umgebung findet das - achselzuckend - normal."

Zum glücklichen Paar Peter Thommen und Paul Käch:

"Er lacht. Zu Recht und von Rechtes wegen. Peter Thommen (28), Buchhändler und Sozialarbeiter aus Basel, hat die Ehrverletzungsklage gegen eine 63-jährige Hausbewohnerin, die ihn und seinen Freund Paul Käch im Treppenhaus mit 'schwules Saupack' beschimpft hatte, gewonnen. Nun hofft der Inhaber des Arcados-Buchladens für homosexuelle Literatur, dass der Hausvermieter die kurz nach dem Vorfall im Treppenhaus eingetroffene Kündigung - 'aus den Ihnen bekannten Gründen' - zurückzieht. Die 'Ihnen bekannten Gründe' präzisierte der Hausherr auf telefonische Anfrage von Peter Thommen mit 'Nachtruhestörung' und 'übermässigem Wasserverbrauch'. Fadenscheinige, fingierte Gründe. In Tat und Wahrheit und im Klartext müsste es heissen: Peter Thommen ist homosexuell. Mehr noch: Er steht in aller Öffentlichkeit dazu und kämpft für sich und seinesgleichen: 'Mir scheint es wichtig, dass nach den Tabus 'Hexen' und 'Onanie' nun endlich auch das Tabu 'Homosexualität' fällt.' [...]"

Peter Thommen ergänzte auf meine Anfrage, ob die Kündigung zurückgenommen wurde oder ob sich die beiden Freunde eine andere Wohnung suchen mussten:2

"Ja, wir mussten uns eine andere Wohnung suchen, weil damals das Mietgericht es 'unzumutbar für die anderen Mieter' fand, dass jemand als Schwuler in der Öffentlichkeit auftrat!"

Ernst Ostertag, Mai 2007

Quellenverweise
1

Schweizer-Illustrierte, sie+er, 2. Oktober 1978

2

In einem Mail von Peter Thommen an Ernst Ostertag vom 4. Juli 2007