1979
CSD Bern: Homo-Register
Ziel: Abschaffung!
Die grosse Frage "Wie werden wir vorgehen?" stand auf der Liste von Diskussionsthemen beim Neujahrstreffen der HACH (Dachorganisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz). Die Einladung zum Treffen 1978/1979 hatten die Organisatoren verschickt, das Freundespaar Niklaus Debrunner und Marc Meystre aus dem Vorstand der HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern). Als Hauptpunkt über die Frage hatten sie "Schwulenkarteien" gesetzt.
Denn die Erklärung eines Beamten der Berner Stadtpolizei, H. Eichmann:
"Auch wir haben eine solche Kartei"
(veröffentlicht in den Berner Nachrichten, BN vom 14. April 1978) hatte deutlich gezeigt, dass die Schwulen-Organisationen aktiv werden mussten, nicht nur jene von Bern.
Nach dem Erfolg in Zürich schien es Anfang 1979 klar: jetzt war Bern an der Reihe. Dass es diesmal zäher würde, weil die Polizei hier viel verdeckter operierte und keine politische Kraft sich für uns exponieren wollte, das ahnte zu jenem Zeitpunkt noch keiner. Zudem gab es in Bern keine lesbische Frauengruppe.
Man einigte sich: Auftakt zur Aktion Homo-Register musste ein grosser nationaler CSD (Christopher Street Day) sein. Dies umso mehr, als Ende Juni vor genau zehn Jahren der Stonewall-Aufstand in der New Yorker Christopher Street stattfand und damit die Gay Liberation auslöste. Also nannten die Organisatoren ihren Anlass: "Erster Nationaler Schwulen-Befreiungstag, 10 Jahre Christopher Street Day".
Ernst Ostertag, Juni 2007