1974-1995

HACH (Schweiz)

Dachverband aller Homosexuellen Arbeitsgruppen

Schon die Slogans am Anfang der amerikanischen Befreiungsbewegung, also während und unmittelbar nach den Stonewall-Krawallen, zeigten, dass ein erster Schritt die Selbstdefinition war: "Proud to be gay!"

Bei uns hiess das, und so formulierte es auch die HAZ-Arbeitsgruppe "Sexualität und Gesellschaft": Jene Begriffe sind zu entwerten, die homosexuelles Sein ausschliesslich negativ fixieren. Man nahm daher das Schimpfwort SCHWUL und kehrte seinen Gefühlsinhalt ins Gegenteil: "Stolz, schwul zu sein!"

Damit gab sich die so bezeichnete Minderheit ein trotziges Selbstverständnis, über welches die Aktivisten den Weg zur Selbstbejahung und Selbstfindung weiter vorangehen konnten, aufrecht und bewusst.

Das Charakteristikum dieser Strategie war die kompromisslose Ablehnung gesellschaftlicher Normen und das Aufdecken und Infragestellen ihrer Zwänge in Traditionen und Gewohnheiten.

Denn diese Zwänge, benannt mit der allgemein herrschenden und überall gelebten "Zwangsheterosexualität", seien es, die Schwule bisher in die Selbstverleugnung getrieben hätten. Und das sei degradierend. Überdies folge das dem Muster, welches die Nazis anwandten: Die Homosexuellen dahin zu bringen, sich selbst zu verachten, damit sie "rechtmässig" als rechtloser letzter Dreck behandelt werden konnten. 

Ernst Ostertag, November 2006