1980-1995

Begegnungszentren

"Rägeboge" und "uferlos"

Da nun der Info-Stand vorläufig verboten blieb, fuhr eine Delegation der HALU nach Bern, um am "zweiten CSD und nationalen Schwulen-Befreiungstag" vom 23. Juni 1979 im Demo-Umzug mit dabei zu sein.

Anfänglich zog die HALU von einem kleinen Vereinslokal zum nächsten, bis sie 1980 im "Rägeboge"-Zentrum an der Zürichstrasse für 13 Jahre eine Bleibe fand. Dort blühte sie auf und konnte sich entwickeln.

"Verhandlungen mit der Stadt wegen des Schwulenregisters, Kontaktaufnahme zu den Beratungs- und Jugendberatungsstellen, erste Auseinandersetzungen mit Aids, Podiumsgespräche usw. brachten in den 80er Jahren immer mehr Anerkennung und Erfolge im Kampf gegen Diskriminierung. [...]

Nachdem im August 1993 die Haluaner sowie die übrigen Rägeboge-Mieter die Kündigung erhielten, folgte eine intensive Suche [...]. Fündig wurde die HALU in einem Lagerraum am Geissensteinring. Mit einem Budget von 65'000 Franken und 800 Stunden Fronarbeit sowie der grosszügigen Unterstützung von Stadt und Kanton Luzern sowie weiteren Spendern [...] konnte am Samstag, 1. April 1995 das neue schwul-lesbische Begegnungszentrum 'uferlos' eröffnet werden. [...]

Neben der politischen Arbeit [...] gingen auch die schwul-lesbische Jugendgruppe 'why not' (Oktober 1990), die Gruppe "Spiritus" der HuK (Homosexuelle und Kirche, vor einigen Jahren aufgelöst), eine Aids-Präventionsgruppe und eine Telefon-Beratungsgruppe aus der HALU hervor."3

Die Eröffnung des Zentrums "uferlos" feierten die HALU 1995 zusammen mit der Lesbengruppe LILA mit einem grossen Fest (LILA = Lesbische Initiative Luzern und Agglomeration, gegründet 1989, Mitbetreiberin von 'uferlos'). Dieses Ereignis und die Tatsache einer neuen Begegnungsstätte fanden grosses Echo in den Medien. Aus den vielen Zeitungsberichten stellte die HALU zum 25. Jubiläum einen "Medienspiegel zur 'uferlos'-Eröffnung 1995" zusammen und veröffentlichte ihn am 27. Oktober 2004. Daraus einige Zitate:

Luzerner Neuste Nachrichten:1

"[...] 'uferlos' [...] ist durchaus als Programm zu verstehen. 'uferlos bedeutet grenzüberschreitend, denn wir wünschen uns den Abbau von Grenzen und Einschränkungen', sagt Peter Leimgruber von der [...] HALU. Er meint damit Schranken, für welche Schwule und Lesben selber verantwortlich sind sowie solche, welche die Heterosexuellen ihnen gegenüber aufgebaut haben. [...]

Einen Aufenthaltsraum mit Bar und ein Discoraum umfasst das neue Zentrum im Wesentlichen. 'Sie bieten uns einen geschützten Rahmen', erklärt Peter Leimgruber. Er versteht 'uferlos' aber auch als 'ein Kulturzentrum im weiteren Sinne, das eine Begegnungsstätte für Menschen jeglicher Couleur ist'. "

Cruiser, die Zeitung der Schweizer Gay-Community2, setzte über einen Artikel von Peter Wäch den Titel "Zu neuen Ufern in Luzern":

" 'Die HALU hat wieder eine Adresse', sagt Peter Leimgruber mit Stolz. 'Nach einem Jahr der Heimatlosigkeit haben die Mitglieder nun wieder den Faden aufgenommen. Sowohl sozial als auch kulturell gibt es in der Innerschweiz nichts Vergleichbares [...] für junge wie alte Schwule [...]'.

Die Frage nach der Notwendigkeit eines solchen Zentrums erübrigt sich von selbst. Viele werden in Zukunft diese Möglichkeit der Kommunikation und des Austausches wahrnehmen, zumal auch der Geissensteinring, etwas ausserhalb vom Stadtzentrum, gut zu erreichen ist."

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Ernst Ostertag, Juni 2007

Quellenverweise
1

Luzerner Neuste Nachrichten, 31. März 1995

2

Cruiser, Nr. 4, Mai 1995

Anmerkungen
3

zitiert aus den Jubiläums-Bulletins von 2004, 25 Jahre HALU