1972
Vortragsreihe Uni ZH
"Sexualität und Gesellschaft"
Ein weiteres Infoblatt (Zur Geschichte der HAZ - Zabi) informierte im Juni 1972 darüber, dass die HAZ auch international vernetzt sei und zusammenarbeite mit den Homosexuellen Arbeits- und Aktionsgruppen der BRD, mit dem COC in Holland und der Gay Liberation Front in England.
Als neue Ziele galten nebst der Vortragsreihe vom kommenden Wintersemester auch eine Erweiterung der Release-Dienste, Mithilfe bei der Gründung von HABS und HAB, Zusammenarbeit mit anderen progressiven Organisationen Zürichs, Formulierung einer Theorie der Homosexuellen-Befreiung, Werbung von Neumitgliedern, attraktivere Gestaltung des Clubabends (mehrmals wöchentlich), Gründung einer Lesbengruppe.
Zum eigentlichen Grossereignis mit weit über die HAZ hinausreichender Bedeutung wurde die durch eine dafür eingesetzte und verantwortliche Gruppierung von "Homosexuellen Arbeitsgruppen beider Hochschulen Zürich H.A.Z." initiierte und organisierte öffentliche Vortragsreihe in der Aula der Universität Zürich. Sie bestand aus sechs Vortragsabenden mit anschliessender Diskussion und dauerte vom 16. November 1972 bis 22. März 1973. Die H.A.Z. verteilte dazu ein Infoblatt:
"Liebe Mitglieder,
Die lang geplante Vortragsreihe ist Wirklichkeit geworden: es ist uns gelungen, sechs qualifizierte Persönlichkeiten als Referenten zu gewinnen, deren internationaler Ruf ebenso wie die von ihnen gewählten Themen ereignisreiche und informative Abende verbürgen.
In dieser Vortragsreihe wird die Tabuisierung der Homosexualität verschiedentlich zur Sprache kommen. [...] Zum einen wollen wir (mit dem Thema Sexualität und Gesellschaft) betonen, dass Homosexualität einen Teil menschlichen Sexualverhaltens darstellt, zum anderen soll bewusst gemacht werden, dass die Freiheit jeder Form von Sexualität in direktem Zusammenhang steht mit den gesellschaftlichen Normen und Werten.
Manche in den Referaten vorgebrachten Thesen werden näherer Ausführung bedürfen, manche, so hoffen wir, werden Kontroversen grundsätzlicher Natur entfachen. Damit jeder - an Ort und Stelle - das Gehörte kritisch verarbeiten kann, beabsichtigen wir, anschliessend an jeden Vortrag eine Diskussion des Publikums mit dem Referenten in die Wege zu leiten. Benutzt diese Diskussionen! [...]
Die beträchtlichen Unkosten der Vortragsreihe zwingen uns ausserdem, von jedem Besucher einen Unkostenbeitrag von drei Franken pro Abend einzuziehen. Wir bitten um Euer Verständnis und hoffen, dass Ihr Euer Interesse an dieser Aufklärungsarbeit durch Eure Anwesenheit bekräftigen werdet. [...]"
Ernst Ostertag, Juni 2006