1984

Eine CSD-Rede

... mit Forderungen; Mitgliederversammlung

Am CSD vom 23. Juni 1984 in Bern hielt Markus Fischer eine Rede, die das Schildchrötli vom Juli/August, S.10 wiedergab:1

"[...] Den Beweis, dass es uns braucht, haben viele geliefert. In der Schwulen- und Lesbenbewegung sind wir oft auf Ablehnung gestossen. Ablehnung nicht gegen uns als Menschen, sondern gegen das Wort 'Kirche' in unserem Namen. Zu oft haben sogenannt gläubige Christen uns Schwulen und Lesben die Bibel um den Kopf geschlagen, haben immer und immer wieder vermeintliches christliches Moralin verspritzt und uns jeglichen Glauben abgesprochen. Wir von der HuK sind aber nicht bereit, uns einfach so auf die Seite schieben zu lassen. Wir lassen uns nicht in ein Ghetto drängen, wir wollen unseren Platz in unserer Kirche!

Dazu muss sich vieles ändern. Die Kirche verändern kann aber nur, wer sie kennt, wer ein Teil von ihr ist. Wir verstehen uns daher bewusst als Gruppe innerhalb der verschiedenen Kirchen, auch oder gerade, weil das einigen Leuten unbequem ist.

Wir wehren uns gegen undifferenzierte [...] Äusserungen der Kirchen betreffend Homosexualität und gegen eine Verteufelung der Sexualität im allgemeinen.

Wir fordern von den verschiedenen Kirchen:

  • dass sie uns lesbische und schwule Christen endlich zur Kenntnis nehmen und sich mit uns auseinandersetzen,
  • dass das Thema Homosexualität in Predigten, Hauskreisen und im kirchlichen Unterricht nicht weiter tabuisiert wird,
  • dass homosexuelle Beziehungen nicht länger ein Grund sind, sich verstecken zu müssen oder gar, wenn es sich um kirchliche Mitarbeiter handelt, ihren Arbeitsplatz zu riskieren.

Des Weiteren erklären wir uns mit allen Forderungen der HACH3 solidarisch."

Im selben Schildchrötli, S.29 erschien eine Zusammenstellung der Mitglieder. Die HuK zählte zwei Jahre nach ihrer Gründung deren 92, davon waren

15 Frauen
77 Männer
22 katholisch
50 reformiert
11 freikirchlich
5 konfessionslos
6 ohne Angabe

Das jüngste Mitglied war 19, das älteste 69 Jahre alt; das Durchschnittsalter betrug 36 Jahre.

Am 1./2. Dezember wurde die Mitgliederversammlung 1984 in der reformierten Heimstätte Gwatt am Thunersee durchgeführt. Offenbar stand das Fellergut in Bümpliz nicht mehr zur Verfügung. Reformierte Heimstätten brachten, wie es auch Boldern seit zehn Jahren bewies, mehr Verständnis für Homosexuelle und ihre Probleme auf, als eine Kirchgemeinde, die natürlich immer ein Spiegel ihres "Kirchenvolks" ist.

Die Einladung enthielt auch die besten Zugverbindungen aus allen möglichen Destinationen bis zum "Gwattstutz", Halt auf Verlangen - selbst jene von Roma Termini mit Direktverbindung via Bern "bei eventueller Teilnahme Seiner Heiligkeit Johannes Paul II".

Dazu die Festschrift 20 Jahre HuK Bern von 2002:2

"Dass die HuK [ab 1985] als Gesprächspartnerin zunehmend gefragt war - für Tagungen, Vorträge und Berichterstattungen in den Medien - ist [...] stark dem Engagement einzelner HuK-Mitglieder zu verdanken: Natürlich ist hier Margrith Krebs [sie war Ehrenmitglied] zu nennen, jahrelang Verwalterin der HuK-Kartei, bei der auch heute noch manche Fäden zusammenlaufen; oder Stefan Rychlik, mit der freikirchlichen Weltanschauung vertraut und gleichzeitig furchtloser und wortgewandter Vertreter der HuK-Anliegen. Ihnen sind auch ausgezeichnete Verbindungen zu VertreterInnen der Kirche und spannende Kontakte mit DenkerInnen aus dem theologisch-philosophischen Bereich zu verdanken, z.B. zu Else Kähler, die 1984 an der Mitgliederversammlung in Gwatt zum Ehrenmitglied ernannt wurde."

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Ernst Ostertag, Oktober 2007

Weiterführende Links intern

Else Kähler, Persönliches

Quellenverweise
1

Schildchrötli, Juli/August 1984, Seite 10

2

Festschrift Zwanzig Jahre Homosexuelle und Kirche Bern, Seite 7

Anmerkungen
3

Dachverband der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz