Die Loge 70 (Schweiz) machte sich in den ersten Jahren zu einem Ghetto für Ledermänner. Das entsprach dem Vereinszweck, war aber in jener Zeit des Aufbruchs der frühen 70er Jahre eine Art Anachronismus. Denn Ghetto-Mentalität war in der Schwulenbewegung allgemein verpönt, weil sie als Hindernis für die Emanzipation gesehen wurde. 

Das änderte sich 1977, als Herbert Riedener von der Loge 70 Verbindung zur Schweizerischen Organisation der Homophilen (SOH) aufnahm. Grund war die Themennummer des SOH-Magazins hey vom Februar 2/1977, in der auf 22 Seiten (ab S. 10) eingehend über "Sado/Maso" berichtet wurde. Infolge dieser Nummer regte Riedener ein Gespräch an, was dann im hey 4/1977, S. 13 zur Replik "Sado/Maso, Loge 70 nimmt Stellung" führte. Der gegenseitige Kontakt blieb bestehen und so kam es im September-Heft, hey 9/1977 (S. 32/33), zu einem illustrierten Report über das Pfingsttreffen der Loge 70. Darin enthalten war auch die Einladung zum kommenden Pfingsttreffen von 1978: 5 Jahre Loge 70.

Auch mit den Homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich (HAZ) gab es Kontakte. Der Verein Loge 70 (Schweiz) war ja von Aktiven der HAZ gegründet worden und einige Mitglieder der Loge blieben weiterhin in ihren HA-Gruppen tätig.

Als die Krankheit Aids ab 1983/1984 zunehmend als das erkannt wurde, was sie war, eine tödliche Bedrohung für alle, schloss sich die Loge 70 als ganzer Verein mit den Schwulenorganisationen zusammen und trat an ihrer Seite in die Öffentlichkeit. Im Sektor Information und Prävention leisteten Loge-Mitglieder in den 80er Jahren Bahnbrechendes.

1992, nach der Gründung des Leder- und Motorradclubs Zürich (LMZ) kam es zur Vereinigung der Loge 70 mit diesem Club. Zuvor hatte es schon Zusammenschlüsse mit ähnlichen Gruppierungen gegeben, etwa mit der European Confederation of Motorcycle Clubs (ECMC). In einem Flyer umschrieb Loge 70 den Grund solcher Verbindungen: 

"ECMC war in Zeiten verstärkter gesellschaftlicher Repression gegen Schwule eine der Organisationen für Lederkerle. Ein 'Motorradverein' galt als unverfänglich."

Die Loge 70 (Schweiz) blieb bis 2013 bestehen. An ihrer a.o. Generalversammlung vom 28. September jenes Jahres wurde die Auflösung beschlossen. Die wichtigsten Dokumente kamen ins Schwulenarchiv Schweiz (sas).