1980
Fernseh-Skandal
Eine Propaganda-Aktion
Ein drittes Mal machte die GHOG (Groupe homosexuel de Genève) Schlagzeilen: Es geschah am 27./28. Februar 1980, als die TSR (Télévision Suisse romande) ihre Sendung "l'antenne est à vous" mit einem darin enthaltenen Film der GHOG ausstrahlte. Dieser Abschnitt polarisierte dermassen, dass wenig später alle Telefonleitungen im Studio zusammenbrachen:1
"Le film du GHOG était un film-tract d'agit-prop, avec notamment une scène politico-érotique montrant deux garçons se caressant et s'embrassant dans un lit, mais sans image de sexe."2
Einerseits erntete der Film grossen Applaus. Für die anderen war er ein Skandal. Die GHOG erhielt viele zum Teil erschütternde Briefe von Homosexuellen, die von einem Leben in Unsicherheit, Angst und massiver Bedrängnis erzählten.
Mit diesem Film wollte die GHOG aufrütteln, neue Mitglieder gewinnen und frischen Wind in den gemeinsamen Kampf für gesellschaftliche Veränderung und Schwulenbefreiung bringen. Sie zählte auf Reaktionen mit konkreten Anregungen und Vorschlägen. Stattdessen trafen "nur" Hilferufe ein. Das war wohl bewegend, zeugte aber in den Augen der GHOG-Aktiven von enttäuschender und erschreckender Passivität. Niemand schien die Kraft und den Willen zu haben, seine Lage gemeinsam mit anderen, mit der GHOG zu verändern, zu normalisieren.
Ernst Ostertag und Jean-Pierre Sigrist Mai 2008
Quellenverweise
- 1
Pierre Biner, in einem Mail an Ernst Ostertag, 31. Mai 2008
Anmerkungen
- 2
Übersetzung: "Der Film war ein Stück Propaganda-Aktion mit besonders einer Szene, die politisch-erotisch wirkte: zwei im Bett sich zärtlich berührende und umarmende Boys, deren Geschlechtsteile jedoch unsichtbar blieben."