1980-1982
le démaghog
Ende einer Gruppe
Noch im Frühjahr 1980 stellte GHOG (Groupe homosexuel de Genève) ihre Aktionen ein. Allerdings blieben ein paar Mitglieder, die immer dann ein Bulletin herausgaben, wenn sie es für notwendig erachteten. Mit einem Aufruf, Kommentar, Vorstoss oder mit Anweisungen und Vorschlägen gelangten sie an die Öffentlichkeit und nannten ihr Blatt le démaghog. Im März 1982 erschien eine Sonderausgabe dieses Bulletins.1
"Die Sonderausgabe "trug den Titel 'Pédés quels sont vos droits?' Schwule, was sind eure Rechte?. Der Text basierte auf einer Publikation der Groupe Action Prison, GAP (Aktion Gefängnis) mit der Überschrift 'Les droits de la personne arrêtée' Die Rechte verhafteter Personen, verfasst 1978 vom jungen progressiven Juristen Jean-Pierre Garbade. Das Heft gab Tipps und konkrete Anweisungen für Homosexuelle im Umgang mit der Polizei und bei der Inhaftierung durch Polizeikräfte. Sie war die Antwort auf immer häufiger werdende klar homophobe Kontrollmethoden und Schikanen seitens der Genfer Polizei unter ihrem rigorosen Direktor Guy Fontanet sen. [Guy Fontanet jun. ist auch Politiker]"
Die zum Teil erschütternden Antwortbriefe auf den GHOG-Kurzfilm in der Sendung "l'antenne est à vous" von 1980 bildeten für viele auch den Anstoss zum Überdenken der gesamten Situation. Wie war auf Schwierigkeiten und Bedürfnisse der eigenen Leute einzugehen? Natürlich wollte man kein Ghetto schaffen, aber es musste ein Raum angeboten werden für gemeinsame schwul-lesbische Aktivitäten, damit gelebte Solidarität untereinander zu erfahren war, als Therapie und zur Stärkung des Selbstbewusstseins. Daraus ergäbe sich eine neue Form von Motivation zum gemeinsamen politischen Kampf für die eigenen Rechte. Mit einem abendweise gemieteten Treffpunkt wäre eine solche Entwicklung denkbar.
Fast drei Jahre später war es so weit: Mit der Gründung von Dialogai im November 1982 und dann 1985 mit der Eröffnung eines eigenen Lokals.
An den beiden CSD in Basel 1980 und Lausanne 1981 beteiligten sich Leute der GHOG (Groupe homosexuel de Genève) und 1981 besonders die GLH (Groupe de Libération Homosexuelle, Lausanne) bei der Formulierung von öffentlich gemachten Forderungen und Zielen in französischer Sprache. Das war bei den Obstruktionen der Lausanner Behörden vor dem dortigen CSD ganz besonders wichtig und bot den richtigen Anstoss, voll in die Öffentlichkeit zu treten.
Ernst Ostertag und Jean-Pierre Sigrist Mai 2008