1976-1979

Neue Gruppen

… in Lausanne und Genf

1976 entstand in Lausanne eine weitere Gruppe, die GLH, Groupe de Libération Homosexuelle oder gelegentlich Groupe de Libération Homosexuel genannt. Sie war wohl die erste zu gleichen Teilen gemischte Gruppierung der Schweiz, nach eigener Definition:

"Le GLH est mixte: malgré la différence entre l'oppression de l'homosexualité féminine (double oppression en tant que femme et en tant qu'homosexuelle) et celle de l'homosexualité masculine (l'homosexuel bénéficie des avantages dus à son sexe) nous voulons mener une lutte commune."2

Die GLH stand der "neuen Linken" nahe mit ihrem Programm einer radikalen gesellschaftlichen Veränderung und sah sich daher, wie fünf Jahre zuvor die HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich), in Opposition zur "bürgerlichen" SOH und damit auch zu den Leuten der Symétrie. So war es nur logisch, dass sie um 1977/78 Mitglied des Dachverbandes der HA-Gruppen HACH/CHOSE (Coordination homosexuelle suisse) wurde.

Im Februar 1978 formierte sich auch in Genf eine neue Gruppierung mit dem Namen GHOG, Groupe homosexuel de Genève. Dazu der Mitbegründer Michael Häusermann (geb. 1955):1

"Ce groupe est né de ma très belle rencontre avec Thomas Hänni de Bâle en 1978, membre du HABS, en stage linguistique à Genève, mort du sida en 1995. Je connaissais Christian Brun (né 1953), passionné par la lutte des Black Panthers qu'un ami à qui j'avais exprimé mon homosexualité m'avait présenté. Nous avions parlé de l'idée de créer un groupe homosexuel et, si mon souvenir est bon, Thomas Hänni était en contact avec Heini Jung du HAZ qui travaillait alors à Genève. La HACH avait besoin d'organisations partenaires en suisse romande et cette influence était évidente."3

So entstand die GHOG im Zusammenwirken von Genfer Schwulen mit den beiden Deutschschweizern Thomas Hänni und Heini Jung als zweite der Westschweizer Vereinigungen, die in der Dachorganisation der HA-Gruppen HACH/CHOSE zusammengeschlossen waren. Ein Jahr später (1979) setzte sich die HACH/CHOSE aus acht Gruppierungen zusammen, aufgeführt in der Reihenfolge ihrer Entstehung: Zürich, Basel, Bern, St. Gallen, Lausanne, Genf und Luzern.

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Ernst Ostertag und Jean-Pierre Sigrist Mai 2008

Quellenverweise
1

Michael Häusermann, in einem Mail an Ernst Ostertag vom 29. Mai 2008

Anmerkungen
2

Übersetzung: "GLH ist gemischt. Trotz einer unterschiedlichen Unterdrückung von weiblicher Homosexualität (doppelt, sowohl als Frau wie als Homosexuelle) und männlicher (der Schwule profitiert von den Vorteilen seines Geschlechts) wollen wir einen gemeinsamen Kampf führen."

3

Übersetzung: "Diese Gruppe entstand aus meiner sehr schönen Begegnung mit dem Basler Thomas Hänni, der Mitglied der HABS war und 1978 einen Sprachaufenthalt in Genf absolvierte. Er starb 1995 an Aids. Über einen gemeinsamen Freund, dem ich von meinem Schwulsein erzählt hatte, lernte ich den von den US Black Panthern inspirierten Christian Brun (geboren 1935) kennen. Im Gespräch kamen wir auf die Idee, eine Homosexuellengruppe zu gründen. Wenn mich nicht alles täuscht, stand Thomas Hänni mit HAZ-Mitglied Heini Jung in Kontakt, der zu dieser Zeit in Genf arbeitete. Da die HACH nach Partnergruppen in der Romandie suchten, war auch dieser Umstand entscheidend."