1991/1992

Zeitschrift

VHELS Bulletin und Fragebogen

Ab 1991 gab es die Vereinszeitschrift VHELS Bulletin regelmässig in Französisch und Deutsch.

Angeregt durch die ILSJS (Initiative lesbisch/schwule Jugend Schweiz), die im Winter 1990/91 damit begonnen hatte, Schulbesuche und Informationen zum Schwulsein in Schulen anzubieten, beschloss die Mitgliederversammlung vom 11. Mai 1991 in Zürich, mit der ILSJS zusammen das "Projekt Schulbesuche" zu professionalisieren: Auf Anfrage und Anforderung von Sexualkunde erteilenden Lehrer/innen wollte man im Unterricht mit Informationslektionen tätig werden. Arbeitsmaterial und Dokumentationen dazu befänden sich noch in Vorbereitung.

Am 20. Januar 1992 kam der seit fast zwei Jahren vorbereitete Fragebogen an alle kantonalen Erziehungsdirektionen zum Versand. Die neun Fragen enthielten Punkte zur Integration in den Schulen, sowohl von homosexuellen Schülern als auch homosexuellem Lehrpersonal und der Homosexualität als solcher in den Lehrplänen.

Zusätzlich wurde nach der Bildung von Gruppierungen homosexueller Schüler gefragt und ob solche zugelassen würden. Auch ganz generell war die Frage gestellt, ob Verbindungen/Vereinbarungen mit der VHELS zur Information an Schulen genehm wären und wie man gemeinsam vorgehen könnte.

Informationen im Bulletin Nr. 3/1992 und ein "Auswertungsblatt" (beides im Schwulenarchiv Schweiz, sas) weisen darauf hin, dass mehr oder weniger ausführliche Antworten aus den Kantonen AG, BL, BS, GR, ZH und ZG eingetroffen sind.

Alle übrigen Kantone sandten Kurzantworten, etwa GL, man sei bereit, an einem vereinbarten Zeitpunkt ein Gespräch zu führen oder - verspätet - VS, es sei momentan nicht möglich, auf diese Fragen einzugehen.

Der Sekretär, Otto Marti, kündigte auf die nächste Jahresversammlung seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen an und der Präsident, Andreas Forrer, den seinigen wegen Berufswechsels. Zu diesen Kollegen schrieb Ruedi Schwarz im selben Bulletin (3/1992):1

"Die beiden langjährigen Vorstandsmitglieder haben für uns fantastische Arbeit geleistet in einer Zeit, in der es sicher bedeutend schwieriger war als heute, sich für die Sache von lesbischen Lehrerinnen und schwulen Lehrern zu exponieren und einzusetzen. Sie haben mutig die Vorarbeiten dafür geleistet, dass wir heute in einem Verein unter uns sein können und uns verstanden fühlen, was ermöglicht, im Berufsalltag mit mehr Sachbewusstsein aufzutreten. [...]

Viele von uns wissen, wie schwierig es manchmal auch für Familienangehörige und Freunde ist, unser Anderssein begreifen zu können. Wie viel schwieriger ist es dann für Schulbehörden, Schüler und Eltern, unsere Situation zu verstehen. Für dieses Verständnis müssen wir uns gemeinsam einsetzen, mutig und so offen wie möglich. [...]"

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Ernst Ostertag, September 2007

Quellenverweise
1

Bulletin der VHELS / OSEEH, 3/1992, Seite 3