1975-1982

Club HEY, Zürich

Überblick

Der Club HEY war ursprünglich geplant als Fortsetzung des 1974 eingegangenen Conti-Clubs, als ausschliesslich schwul-lesbisches Refugium.

Nach intensiver Suchaktion fand sich im Sommer 1975 die Möglichkeit, einen Keller beim Zürcher Bellevue-Platz langfristig zu mieten. Dieser hinter dem "Hinteren Sternen" versteckte Keller musste allerdings zuerst gründlich saniert und ausgebaut werden, auf unsere Kosten.

Rasch formierte sich eine Gruppe von "Patronatsmitgliedern": Jeder zeichnete ein Darlehen von 10'000 Franken. In dieser Gruppe gab es ehemalige Abonnenten des Kreis, Aktive aus der Zeit des Conti-Clubs und natürlich Mitglieder der SOH. Bereits Anfang 1976 war ein Grossteil der Beträge bei der Bank hinterlegt.

Die Gründungsversammlung fand am 24. November 1976 statt, die baulichen Arbeiten standen kurz vor dem Abschluss - und am 22. Dezember 1976 wurde der Club HEY eröffnet. Damit hatte die SOH wieder ein Lokal für ihre Vereinsversammlungen und einen Disco-Freizeitclub für Mitglieder und Gäste. Zudem war man in den eigenen, selbstgestalteten Räumen weitgehend unabhängig von Launen eines Vermieters oder von Behörden.

Die Last der Darlehen war innerhalb nützlicher Zeit abzutragen. Also musste ein gewinnbringendes Konzept realisiert werden. Mit der alleinigen Nutzung durch Schwule und Lesben war das leider nicht zu erreichen, eine ernüchternd rasche Feststellung. Der Club HEY erhielt kein Patent zum Alkoholausschank. Alle Getränke mussten selber mitgebracht werden. Alkoholfreies allein ergab kein Geschäft, das war jedem klar.

Nicht ohne heisse interne Auseinandersetzungen begann sich der Club ab 1977 gemischten Homo-Hetero-Gruppierungen und auch heterosexuellen Minderheiten zu öffnen: Punks, Latinos, Schwarz-Afrikaner mit ihren je eigenen Richtungen von Musik, Tanz und Unterhaltung. Innerhalb eines knappen Jahres entstand so eine lebendige Gemeinde von Menschen, die im HEY, wie der Keller bald genannt wurde, eine Art Refugium, ein kleines Stück Heimat fanden und dieses auf ihre Weise gestalteten, was auch "Aussenstehende" anzog (auch etliche von jenen, die anfänglich strikt gegen jede Öffnung waren).

Bereits 1981 konnten die Darlehen zurückerstattet werden. 1982 kam es zum Bruch mit der SOH.

Seither existierte der Club HEY am selben Ort als unabhängiger Privatclub unter schwuler Leitung bis 2011. Sein Konzept: bewusst offen für alle, aber ohne direkte Verbindung zu einschlägigen Organisationen.

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Ernst Ostertag, März 2007, aktualisiert Mai 2011