SOH-GV 1979
Generalversammlung
An der VS vom 9. März wurde der Beitritt zur IGA, International Gay Association (heute ILGA) beschlossen. Das führte zu Interventionen: Am 2. April schickten Marcel Ulmann und Jürg Wehrli im Namen der SOH ein Protestschreiben an den Botschafter des Iran in Bern. Der Protest richtete sich gegen "die summarischen Todesurteile und Hinrichtungen einiger Homosexueller im Iran, wobei ihnen die gesetzlich zustehenden Rechte verweigert wurden [...]". hey stellte fest, dass sich der Beitritt zur IGA auch deswegen gelohnt habe, weil nun in allen angeschlossenen Ländern gegen die Hinrichtungen im Iran protestiert worden sei, was natürlich jeder einzelnen Aktion mehr Gewicht verleihe.1
Die GV vom 21. April im Club HEY brachte die Wahl von Markus Gantner in den Vorstand als Ersatz für Rolf Seidel (nun Aktivmitglied). Alle übrigen wurden bestätigt.
Eine Klarstellung zu HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich) und SOH im gemeinsamen Büro:
"Die beiden Organisationen benützen die Räumlichkeiten zeitlich getrennt voneinander, sodass beiderseits vollständige Autonomie gewahrt wird."
Im Jahresbericht stellte der Präsident fest:
"Heute weist die SOH nach Jahren des Rückgangs wieder steigende Mitgliederzahlen auf. Viele neue, aber auch Mitglieder von früher sind über den Kioskverkauf zu uns gestossen."
Auch konnte er auf die wesentlich verbesserte Zusammenarbeit mit der HAZ, HFG (Homosexuelle Frauengruppe Zürich) und HACH (Dachorganisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz) verweisen und die Stellung in der Presse zusammenfassen: "Heute können wir bei aktuellen Themen mit gründlicher, positiver Erwähnung rechnen." Hauptpunkte bildeten natürlich die Telearena und vor allem die Eliminierung der Homo-Register.2
Bereits in der Februarausgabe des hey stellten sich die Aktiven mit Bild vor, und zwar mit vollen Namen und Angabe des Alters.3
Noch am Tag der GV sandte die SOH ein Schreiben an den Arbeitskreis Antifaschismus in Wuppertal und eine Kopie davon mit Begleitbrief an den Präsidenten des Bundestages in Bonn. Es ging um die Verjährung von Nazi-Verbrechen an Homosexuellen:
"[...] Wir können uns vollumfänglich mit Euch solidarisieren und begrüssen insbesondere die Forderung nach voller Rehabilitierung und Entschädigung aller durch den Nazi-Terror geschädigten Homosexuellen. Wir würden es schärfstens verurteilen, wollte man die homosexuellen Opfer des NS-Regimes als Kriminelle abtun und eine Entschädigung weiterhin verweigern. [...]"
Anlässlich der Ausstrahlung aller vier Holocaust-Folgen am Schweizer Fernsehen publizierte Jürg Wehrli im hey einen aufrüttelnden Artikel zur Lage der Homosexuellen damals und heute. Er setzte den Titel "Holocaust! - Homocaust?".4 Dasselbe Thema wurde in der Voix romande von "Samuel" aufgegriffen.5
Ernst Ostertag, April 2007
Quellenverweise
- 1
hey, Nr. 6/1979, Seite 4
- 2
hey, Nr. 6/1979, Seite 4
- 3
hey, Nr. 2/1979, Seite 5
- 4
hey, Nr. 5/1979, Seiten 8 bis 21
- 5
hey, Nr. 5/1979, Seite 23