1982/1983
Erste Hinweise
Klare Information
Der Zürcher Tages-Anzeiger schrieb am 10. August 1982 unter dem Titel "Luststeigernde Poppers tödlich? Rätselhafte Homosexuellen-Krankheit auch in den Schweiz":
"Seit einem Jahr treffen Meldungen über eine geheimnisvolle, häufig tödlich verlaufende Krankheit homosexueller Männer aus den Vereinigten Staaten ein. Inzwischen sind auch Erkrankungen in Europa aufgetreten, einige Fälle in der Schweiz. [...] Rauchen von Haschisch und Marihuana, das unter US-Homosexuellen weit verbreitet ist, vermindert erwiesenermassen die Abwehrkraft. Zudem benützen Homosexuelle auch hierzulande häufig zur Steigerung der sexuellen Lust Poppers, [...] Amylnitrit, ein altes Herzmedikament. Nitritmissbrauch jedoch schädigt die Blutzellen, auch jene, die der Infektabwehr dienen. [...] Amerikanische Experten bringen deshalb die neue 'Lustseuche' in Zusammenhang mit Rauschgiftgenuss und Abwehrschwäche. [...]
Viele Betroffene weisen Symptome der seltenen Kaposi-Krankheit auf, ein sich mit blutigen Hautgeschwulsten auszeichnendes Krebsleiden. [...] Viele erkrankte Homosexuelle ohne auffällige Kaposi-Symptome siechen an 'gewöhnlichen', allerdings schweren Infektionen - meist der Lunge - dahin. [...]
Möglicherweise handelt es sich bei dieser neuen 'Lustseuche' um ein Zusammentreffen verschiedener abwehrschwächender und infektionserregender Faktoren. Die Experten befürchten jedenfalls, dass Zehntausende von Homosexuellen gefährdet sind."
Am 18. April 1983 berichtete die Basler Zeitung:1
"In den USA grassiert eine tödliche Seuche, die nun auch [...] in die Schweiz vorgedrungen ist. Sie heisst Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome), zu deutsch: erworbener Immundefekt. Niemand weiss, wie sie entsteht und wie sie geheilt werden könnte. [...]
Alle sechs Monate hat sich bisher die Zahl der Fälle verdoppelt. In der Schweiz hat das Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) in seinem jüngsten Bulletin festgestellt: 'Die Durchschnittsbevölkerung ist praktisch keinem Risiko ausgesetzt.' [...] Patienten mit Aids sind anfälliger für schwere, oft tödlich verlaufende Krankheiten, die sonst gesunden Menschen kaum etwas anhaben können. [...] Die meisten Aids-Patienten sind zwischen 20 und 45 Jahre alt. [...]
Die beiden grössten Risikofaktoren für Aids in den USA und vermutlich auch bei uns sind: Sexuelle Kontakte mit verschiedenen homosexuellen oder bisexuellen männlichen Partnern sowie das Austauschen von gebrauchten unsterilisierten Nadeln beim Spritzen von Drogen."
Ernst Ostertag, August 2007
Quellenverweise
- 1
Basler Zeitung, 18. April 1983, Seite 48