1984

Ein Info-Brief

Kontakt mit dem BAG

Eine Woche nach dem CSD vom 23. Juni 1984 schrieb Rolf Hotz einen Info-Brief an alle "Freunde der schwulen Medizinmänner".1

Darin erwähnte er ein Treffen mit Dr. med. Bertino Somaini vom Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG), das dieser angeregt habe, und konzentrierte sich vor allem auf Informationen Somainis:

"Somaini stellt uns das Bulletin des BAG regelmässig zu. Dort wird über neueste Forschungsergebnisse berichtet. Zu Aids wird er auch uns interessierende Materialien zukommen lassen. Von uns verlangt er aber, dass wir die Informationen dosiert weitergeben [...] (Patientennamen müssen geheim bleiben); wir übernehmen zudem die Verantwortung, wichtige medizinische Infos an das schwule Milieu zu vermitteln (an alle HA-Gruppen, die SOH, an Saunas, Clubs, auch in die Romandie).

Aids: In den USA steigt die Erkranktenzahl weiter an [...]. Empfehlung: Partnerzahl senken und Condome verwenden für Analverkehr. In der Schweiz werden etwa 10 bekannte Aids-Kranke von grösseren städtischen Kliniken betreut (Einzelzimmer; mit Pflegepersonal keine Probleme; die meisten Patienten arbeiten und sind nur ambulant in Behandlung). Es ist zu befürchten: Wenn die Resultate der Blutuntersuchung auf HTLV-Antikörper bekannt werden (Dr. Schädelin, Inselspital, Bern), dass dann innerhalb der HAB grössere Diskussionen losgehen und Fragen offen bleiben. In diesem Falle würde sich Somaini (zusammen mit Dr. Schädelin?) bereit erklären, an einem Gesprächsabend über Aids teilzunehmen.

Der Blutspendedienst wird nächstens ein Aufklärungsblatt über verschiedene Infektionskrankheiten (plus Aids) in den Blutspendezentren auflegen. Für Homosexuelle, die sich dort um nähere Auskünfte bemühen, möchte das SRK (Schweizerisches Rotes Kreuz, Prof. Bütler, Zentrallabor, Bern) eine Adressliste von Ärzten, die wir empfehlen (eilt !!!). Literatur über Aids-Forschung kann bei Somaini oder insbesondere bei Dr. Vogt (Poliklinik Zürich) eingesehen werden.

Somaini warnt davor, wegen Aids nun die anderen Infektionskrankheiten zu vergessen. So sei schweizweit wieder ein Lues-Anstieg (Syphilis) zu beobachten, der besonders das homosexuelle Milieu betrifft. Auch sollten sich alle Schwulen gegen Hepatitis B impfen lassen. (Anfragen beim Kanton für Gratis-Aktionen - der Staat bezahlt dem Kanton für Gratisimpfungen 25% der Kosten; so hat ZH alle Risikogruppen - auch Fixer - gratis geimpft - ausser Schwule.)"

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Ernst Ostertag, Januar 2008

Weiterführende Links intern

Dr. Schädelin, Arzt sucht Verbindung

Quellenverweise
1

datiert 30. Juni 1984