Zwei Beispiele aus dem Heft Kontiki werfen ein Licht auf die Art schwuleninterner Aids-Information jener Zeit. Kontiki, unabhängig und keiner Organisation angeschlossen, konnte abonniert werden. Die Zeitschrift lag aber auch an einschlägigen Treffpunkten wie Bars und Saunas zum freien Bezug auf und finanzierte sich hauptsächlich über Inserate. Sie enthielt unter anderem eine Kurznachrichten-Kolumne mit dem Namen "Shorts". In der März-Ausgabe 1985 stand auf der Shorts-Seite ein Titel "Aktion sicherer Sex". Dazu gehörte folgende Mitteilung:¹

"Im Universitätsspital wird die Diagnose Aids jetzt bei mehr als nur einem Patienten pro Woche gestellt. Diese Tatsache und Infos aus den USA haben die Schwulengruppen der deutschen Schweiz bewogen, sich zusammenzuschliessen und gemeinsam mit den Bars und Saunas die Aktion 'Sicherer Sex' zu lancieren.

Der beste Schutz gegen Aids ist richtiges Verhalten; richtiges Verhalten setzt richtiges Wissen voraus. Wir wollen Panik vermeiden und alle informieren, was zu tun, was zu lassen ist, um eine Ansteckung zu vermeiden. Genaue Infos bringt unsere Broschüre, ab April in Bars, Saunas und weiteren Treffpunkten erhältlich, oder direkt bei: HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich, Aids-Gruppe, Postfach [...]"

In seiner letzten Ausgabe vom Juni/Juli 1985 brachte Kontiki noch eine "Shorts" zu Aids:²

"In Bars und Saunen liegen jetzt Informationsblätter über diese Krankheit auf, herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt in Bern [Bundesamt für Gesundheit, BAG].

Auch soll jetzt eine bessere Bestimmung durch Blutproben gemacht werden können, ohne dass jeder gleich Angst haben muss, nur weil der HTLV III-Virus in seinem Blut festgestellt worden ist. Kontiki empfiehlt als Vertrauensarzt nach wie vor den ungenannt sein wollenden Dr. N., dessen Adresse wir auf schriftliche Anfrage unter diesem Kennwort gerne mitteilen. Absolute Diskretion wird zugesichert. Übrigens: Nicht einmal die Krankenkasse wird den wahren Grund des Arztbesuches erfahren."