ab 1996

Die Wende

In der Jubiläumsschrift 20 Jahre Zürcher Aids-Hilfe (ZAH) von 2005 schrieb der damalige Präsident der ZAH, Hans Wenger, zur Anfangszeit:1

"Rückblickend waren diese ersten drei Jahre, also die Pionierzeit der Zürcher Aids-Hilfe, auch eine einmalige Chance, um ein Netzwerk für bisher weitgehend diskriminierte und tabuisierte Minderheiten entstehen zu lassen. Dieses Netzwerk hat trotz all dem grossen Leid und dem Schrecken, welche die Krankheit Aids mit sich brachte, erheblich zur Verbesserung der Lage und zur Erleichterung der Betroffenen und ihrer Angehörigen beigetragen."

Über die grosse Wende nach 1996 äusserte sich Béatrice Beglinger Walter in derselben Jubiläumsschrift unter dem Titel "20 Jahre Aids-Arbeit an der Basis":2

"1996 ist das Jahr, in dem sich die Aids-Arbeit radikal ändert: Es stehen neu antiretrovirale Kombinationstherapien zur Verfügung. [...] Das 'grosse Sterben' hat aufgehört. Anfänglich schien es, als sei alles wieder in Ordnung.

'Doch dem war nicht so. [...] Wieder leben zu lernen war für viele das neue Problem'3. [...]

'Keine andere Schweizer Gesundheitsorganisation hat in so kurzer Zeit eine derartige Veränderung der Situation ihrer Klienten erlebt',

fasst Reto Jeger (ZAH) zusammen. Erforderlich war ein total neues Selbstverständnis der Aids-Hilfen. [...] Die Bewältigung des Alltags, medizinische, rechtliche, finanzielle Fragen, Probleme in der Beziehung, im Sexualleben, in der Arbeit gehören zu den bedrückenden Fragen [...]

Im Jahr 2003 kommt eine Nationalfondsstudie zum Schluss: 'Menschen mit HIV oder Aids sind mit vielfältigen und zum Teil schwerwiegenden rechtlichen Schwierigkeiten konfrontiert, die zu existenziellen Einkommenseinbussen führen können. [...] In der Beratung von Menschen mit HIV wird die Sicherung der materiellen Existenz heute immer wichtiger. [...]

'Im Jahr 2004 hat die Aids-Hilfe Bern insgesamt 100'000 Franken beschafft, um die finanzielle Notlage Betroffener zu entschärfen',

erwähnt Béatrice Aebersold. In ähnlichen Grössen bewegen sich auch die Zahlen der ZAH und der AHbB (Aids-Hilfe beider Basel)."

Dass der Kampf um Zulassung der antiretroviralen Medikamente durch die Krankenkassen erst mühsam mit Demonstrationen und anderen Aktionen geführt werden musste - und dies jedes Mal wieder neu, wenn andere, verbesserte Produkte erschienen, ist in der Geschichte von Dialogai aufgezeichnet. Dies geschah erstmals 1992, dann wieder 1996 und 1997.

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Ernst Ostertag, April 2008

Weiterführende Links intern

Romandie, Dialogai

Quellenverweise
1

Jubiläumsschrift 20 Jahre Zürcher Aids-Hilfe, Herbst 2005, Seite 11

2

Jubiläumsschrift 20 Jahre Zürcher Aids-Hilfe, Herbst 2005, Seite 6

3

Eingefügtes Zitat von Béatrice Aebersold, Leiterin der Aids-Hilfe Bern (AHB)