2005

Medienkonferenz

… zum Abstimmungskampf

An die Medienkonferenz vom 21. März 2005 zur Eröffnung der eigentlichen, "heissen" Kampfphase waren Vertreter aller nationalen Organisationen und des Vereins "JA zum Partnerschaftsgesetz" mit je eigenen Kurzvoten und zu Interviews nach Bern geladen. Das Votum von Fritz Lehre als gewählter fels-Präsident war angekündigt mit "Es geht um unsere Kinder":

"Wir sind Eltern eines schwulen Sohnes, ich bin Vater eines schwulen Sohnes. Ich wurde auf dem linken Fuss erwischt, als unser Sohn mich informierte: Papi, ich bin schwul. Und dann?

Es ist wichtig, dass lesbische Töchter und schwule Söhne wahrgenommen, neu kennen gelernt, verstanden und akzeptiert werden. Diesen Weg müssen Eltern beschreiten, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn ihnen mitteilt, dass sie oder er gleichgeschlechtlich fühlt. [...]

Was hat das mit dem Partnerschaftsgesetz zu tun?

Das Partnerschaftsgesetz erleichtert nicht nur die Beziehungen zwischen Frau und Frau oder Mann und Mann. Es erleichtert es auch den Eltern, ihr homosexuelles Kind wahrzunehmen und auf neue Art kennen zu lernen.

Glücklicherweise gibt es heute immer mehr Eltern, die ihr gleichgeschlechtlich liebendes Kind voll akzeptieren. [...] Sie sehen und lernen, dass vor ihnen immer noch das gleiche Kind steht, ihr Kind, das sie lieben und von dem sie wissen, dass es von ihnen auch geliebt sein will.

Sie sehen, dass ihr Kind eine der wertvollsten Eigenschaften hat: Es ist liebesfähig!

Diese Eltern werden zu den wahren Experten, sie lernen und sehen in der eigenen Familie, dass ihre gleichgeschlechtlich liebenden Kinder eine ebenso wertvolle Beziehung leben wie ihre nicht gleichgeschlechtlich liebenden Kinder.

Diese Eltern wissen, dass das Wohl ihrer Familie nur möglich ist, wenn homosexuelle Menschen in der Familie, in ihrem Umfeld und in der Gesellschaft voll akzeptiert werden.

Was hat das mit dem Partnerschaftsgesetz zu tun?

Mit der Annahme des Partnerschaftsgesetzes zeigt das Schweizervolk und damit die Gesellschaft uns Eltern, dass gleichgeschlechtlich liebende Menschen gleichberechtigt sind. [...]

Homosexuelle wahrnehmen, verstehen, kennen lernen, akzeptieren!

Wir Eltern müssen diesen Weg bis zu unserem Ziel der vollen Akzeptanz gehen. Jedes Stehenbleiben, jedes Zögern tut uns und unseren Kindern nicht gut. Wenn wir auf diesem Weg stecken bleiben, dann versteht die Mutter nicht den abweisenden Vater, dann verlässt das Kind im Streit das Elternhaus, dann sprechen Kinder nicht mehr mit ihren Eltern. Stellen sie sich diese Katastrophe vor: Eltern akzeptieren ihre Kinder nicht!

Es ist von zentraler Bedeutung, Homosexuelle wahrzunehmen, zu verstehen, kennen zu lernen und zu akzeptieren. Das gilt meiner Meinung nach für alle Eltern, nicht nur für einige hunderttausend Elternteile von Lesben und Schwulen. Denn Millionen von Eltern in der Schweiz wissen heute noch nicht, ob ihr Kind zukünftig vielleicht gleichgeschlechtlich fühlen wird. Da sie es noch nicht wissen, müssten sie sich eigentlich mit dieser Möglichkeit befassen.

Was hat denn das mit dem Partnerschaftsgesetz zu tun?

Wir brauchen das Partnerschaftsgesetz, denn es zeigt allen Eltern in der Schweiz, dass auch gleichgeschlechtliche Paare vor dem Gesetz als Paar und nicht als Fremde gelten und dass auch gleichgeschlechtliche Liebe wertvoll gelebt werden kann. Damit wird es leichter, in allen Familien schon früh genug über Homosexualität positiv zu sprechen. Damit wird auch einem gleichgeschlechtlich fühlenden Kind signalisiert, dass es sich vertrauensvoll an seine Eltern wenden kann.

Das Partnerschaftsgesetz ist notwendig für alle Eltern.

Jede politische Partei der Schweiz hat das 'Wohl der Familie' mit hohem Stellenwert im Parteiprogramm. Konsequent weitergedacht gibt es darum nur ein JA zum Partnerschaftsgesetz. [...]"

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Ernst Ostertag, Juni 2008