2005

Gegner wollen stören

… doch Dank und Freude überwiegen

Remo Peter schrieb weiter in seinem Bericht zur grossen Luzerner Pride (Network News vom Juli 2005):

"Schrill dagegen im negativen Sinn ist der Auftritt einer Hundertschaft fundamentalistischer Katholiken in einer Nebenstrasse, abgetrennt durch Gitter von der Pride-Kundgebung und begafft wie die Affen im Zoo: Schrifttafeln wie 'Tsunami-Katastrophe lässt grüssen' (Wurden etwa nur schwule Strände verwüstet? Sollte mit Sodom und Gomorra gedroht werden?) oder '35% aller Kinderschänder sind homosexuell' (wie viele davon sind Priester?) qualifizierten die Argumente der Gegendemonstranten zur Genüge. Madonna-Statue im Arm und auf den Knien betend glaubten die Anhänger der Bruderschaft Pius X, Ecône (VS) die Homosexuellen von ihren Lastern zu heilen - oder alle anderen vor Gottes Zorn zu schützen [...].

Ganz auf die leichte Schulter nehmen sollten wir auch einen solchen Auftritt nicht. Es waren Anhänger solcher und ähnlicher [...] Kreise, welche fast alleine die 88'000 Unterschriften als Petition gegen das Partnerschaftsgesetz zusammentragen konnten und immerhin jetzt zwei Fünftel der Abstimmenden hinter sich geschart hatten. Und diese Gruppen sind gut organisiert und vernetzt - sie werden versuchen, das Rad zurückzudrehen [...].

In der Rede, die Luzerns Stadtpräsident Urs W. Studer hielt, war von der liberalen Tradition der Stadt zu hören, die es möglich mache, sowohl der Pride wie deren Gegnern das Demonstrieren zu gewähren. Dass diese Tradition, was Schwule angeht, noch nicht so alt ist, blieb unerwähnt. [...]

Der Umzug [...] umfasste nach übereinstimmenden Angaben 10'000 Teilnehmer. [...]

Nach dem Umzug strömten die Leute ins 'Village', um Durst und Hunger zu stillen, mit meist asiatischem Futter, um zwischen Reuss und Theater unter den Bäumen von Stand zu Stand zu flanieren oder auf der Wiese vor der Jesuitenkirche auf der Riesen-Rainbowflag als Picknickdecke zu liegen [...]. Hier mischten sich nun auch neugierige Heti-Luzerner unters schwul-lesbische Volk, sodass sich gegen 20'000 Leute auf dem Gelände tummelten. [...]

Nachts waren drei lesbisch-schwule Parties angesagt. [...]

Vor dem Club 'ABC-Mixx' endet morgens um vier der fröhliche Tag unschön. Gebrochen deutsch sprechende Männer finden es lustig, die aus der Disco strömenden Schwulen und Lesben zu verhöhnen. Das Ganze eskaliert in einer wüsten Schlägerei. Alles haben wir noch nicht erreicht!"

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Ernst Ostertag, Oktober 2008