2005

Ein grosser Anlass

… mit viel Prominenz

Für die offizielle Eröffnung der nationalen Abstimmungskampagne war der 23. April 2005 vorgesehen. Beginn war am Nachmittag im luzernischen Willisau, dem ursprünglichen Heimatort von Alt-Bundesrätin Ruth Metzler (AI, CVP). Dort trat sie auf, mitten im Volk und vor den Medien. Später in Luzern trafen sich Prominente aus dem ganzen Land mit zahllosen Vertretern und Mitgliedern des überparteilichen Komitees wie der nationalen schwul-lesbischen Organisationen und vielen ihrer Mitglieder. Dieser festliche Anlass mit mehr als 250 Personen fand im Hotel Schweizerhof statt. Hauptredner war Ständerat Rolf Schweiger (ZG, FDP). Den musikalischen Rahmen gestalteten die Jazz-Pianistin Irène Schweizer und Chansonnier Michael von der Heide, während Marco Fritsche als Moderator wirkte. Offiziell vorgestellt wurde auch die dreisprachige Plakatserie der Kampagne: "Liebe ist…".

Ralf Kaminski schrieb dazu im Tages-Anzeiger vom 25. April 2005:1

"Ins Herz des Landes sind sie gekommen, in die Zentralschweiz, um die Herzen der Bevölkerung zu erobern. Mitten in Willisau, auf dem Platz vor der grossen katholischen Kirche, haben sich am Samstagnachmittag zwei-, dreihundert Menschen um eine kleine Tribüne versammelt: Lesben, Schwule, ihre Freunde und Eltern - dazwischen Ruth Metzler, die 'Mutter des Partnerschafsgesetzes', wie sie an diesem Tag mehrmals genannt wird. [...]

Die Präsidentin der CVP-Frauen, Ida Glanzmann-Hunkeler, tritt auf, die Luzerner Nationalrätin Cécile Bühlmann (Grüne) und die Zentralpräsidentin des Katholischen Frauenbundes (SKF), Verena Bürgi-Burri. Junge Männer und Frauen verteilen derweil Willisauer-Ringli in &-Form, dem allgegenwärtigen Symbol der Ja-Kampagne. [...]

Grosser Applaus brandet auf, als Ruth Metzler die Tribüne betritt, jene Frau, die als CVP-Bundesrätin das Gesetz auf den Weg gebracht hat, es dann aber ihrem Nachfolger Christoph Blocher überlassen musste. Metzler ist Ehrenbürgerin von Willisau - sie sei stolz, dass sie hier nun die Abstimmungskampagne starte, sagt sie. 'Es geht um eine Selbstverständlichkeit, um Menschlichkeit.'

Wenige Stunden später steht Metzler wieder auf einer Bühne, im grossen Saal des Hotels Schweizerhof in Luzern, flankiert von ihrer ehemaligen Bundesratskollegin Ruth Dreifuss (GE, SP). Zusammen haben sie gerade die Plakate für die Abstimmungskampagne enthüllt. Im Saal klatschen und jubeln einige hundert Menschen [...].

Ähnliches war kurz zuvor schon [...] Rolf Schweiger widerfahren. Der Zuger Ständerat und frühere FDP-Präsident hatte ein äusserst engagiertes Plädoyer gehalten: 'Ein Ja zum Partnerschaftsgesetz ist vorab ein Ja für Gerechtigkeit'. Die Schweiz habe es immer wieder geschafft, Minderheiten zu achten, Minderheiten zu schützen und Minderheiten das zu geben, was sie für das Glücklichsein in einer Minderheitsposition brauchten. [...]

Wie Schweiger sind auch Metzler und Dreifuss optimistisch für die Abstimmung: 'Ich glaube an eine tolerante Schweiz', sagt Dreifuss, 'das Verhältnis der Gesellschaft zur Homosexualität hat sich entkrampft.' [...] Zur Vorsicht im allgemeinen Optimismus mahnt SP-Präsident Hans-Jürg Fehr: 'Gewonnen haben wir erst am 5. Juni.' Die SP plane eine eigene Kampagne unter dem Motto 'Lieben und lieben lassen' [...]. In der Verfassung heisse es schliesslich, alle Menschen seien gleich, sagt Fehr. 'Wir leben also in dieser Frage in einem verfassungswidrigen Zustand. Das müssen wir ändern.' "

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Ernst Ostertag, Oktober 2008

Quellenverweise
1

Tages-Anzeiger, 25. April 2005