Auseinandersetzung

… mit den Gegnern

Die traditionsgebundene Haltung des Churer Domherrn Casetti kann auch als klare, ehrliche Position gegen die Schaffung von Partnerschaftsgesetzen gesehen werden. Sie nennt (einmal mehr) theologische und andere Gründe aus der Sicht einer traditionsverbundenen Religiosität und einer hinter bzw. über dem Domherrn stehenden Kirchenführung.

Die meisten aktiven politischen Gegner gehörten zu ähnlich denkenden Kreisen sowohl des konservativ-katholischen Lagers als auch evangelikaler Gruppierungen. Sie bedienten sich aber in der Öffentlichkeit fast ausschliesslich juristischer Argumente, weil sie einsahen, dass mit religiösen Überzeugungen allein ein politischer Abstimmungskampf nicht zu gewinnen ist.

In Diskussionen mit solchen Gegnern erlebten Lesben und Schwule immer wieder, dass diese Menschen sich anfänglich auf oft wiederholte und bereits bekannte Argumente stützten:

  • Ein Gesetz für eine so kleine Minderheit ist nicht vertretbar;
  • es verletzt die absolute Stellung der Familie als Grundzelle des Staates und stellt den unbedingten Schutz der Ehe in Frage;
  • alle wichtigen Benachteiligungen von gleichgeschlechtlichen Paaren können auch ohne dieses Gesetz gelöst werden.

Keines dieser Argumente ist jedoch juristisch stichhaltig, sie waren klar zu widerlegen und entpuppten sich eines nach dem anderen als untaugliche Scheinargumente. Am Ende blieb klar: Sie hatten sich als Irreführung des Stimmvolkes entlarvt.

Am Ende solcher Diskussionen konnte den Gegnern quasi die Hand gereicht werden, indem man Verständnis für eine rein moralisch begründete Ablehnung signalisierte. Wohl nachempfindbar sei: Das Gesetz verletze sittliches Gefühl und anerzogene, für den Einzelnen noch immer massgebende Tradition und stehe subjektiv empfundener "Ordnung" entgegen. Man könne solche Bedenken anerkennen, weil es ehrliche Äusserungen seien.

Aber: Mit dem Wortlaut und Inhalt dieses Gesetzes hätten sie nichts zu tun. Und wer sich von Moral und sittlicher Ordnung getragen fühle, müsste gerade von diesem ethischen Fundament her andere Menschen mit völlig anderem Grundgefühl tolerieren und sogar akzeptieren. Das Sich-Einmischen in die anderen Menschen entsprechende Lebensart sei doch, das müssten auch sie ehrlicherweise zugeben, eine sittlich fragwürdige Sache.

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Ernst Ostertag, Oktober 2008