2002

Der christliche Auftrag

… nach katholischem Frauenbund

Einige Passagen aus der Grundsatzschrift des SKF (Schweizerischer Katholischer Frauenbund), S. 1:

"Mitmenschen zu respektieren heisst unter anderem, auf ihre Probleme zu hören. Deshalb befasst sich der Zentralvorstand des SKF seit dem Frühjahr 1999 mit dem Thema 'Homosexualität in Kirche und Gesellschaft'. Er will [...] einen Beitrag leisten, das Thema 'Homosexualität' gesellschaftlich und innerkirchlich zu enttabuisieren. [...] Aus diesen Gründen hat der Zentralvorstand einer Arbeitsgruppe den Auftrag erteilt, in seinem Namen das vorliegende Diskussionspapier zu erarbeiten. [...]1

Sexualität ist Ausdruck der Liebe in Partnerschaft (S. 4)

Sexualität gehört zu jedem Menschen und sie zu leben ist das Recht jedes Menschen. [...] Sie dient nicht allein der Kinderzeugung, sondern ist partnerschaftlicher Ausdruck der Liebe zwischen zwei Menschen. Der sexuelle Austausch fördert die Beziehungsfähigkeit, lehrt Rücksichtnahme, Treue, Disziplin und Konfliktfähigkeit. [...] Ethisch ist die oberste Instanz für sexuelles Handeln immer das eigene Gewissen. [...]2

Gleichgeschlechtliche Liebe im Lichte des Evangeliums (ab S. 11)

In den Evangelien findet sich an keiner einzigen Stelle ein Wort zur Homosexualität. Der manchmal in diesem Zusammenhang zitierte Satz aus dem Johannes-Evangelium 'Einer von seinen Jüngern lag an Jesu Brust, der, den Jesus lieb hatte' (Joh. 13,23) zeigt uns aber auf, dass Jesus keine Berührungsängste zu Menschen des gleichen Geschlechts gehabt hat und ihnen innig verbunden hat sein können! Wegweisend für die Beantwortung der hier verhandelten Fragen müssen deshalb all die Geschichten in den Evangelien sein, welche Jesu Verhalten zu den Ausgegrenzten seiner Zeit zum Inhalt haben: Zöllner, Kranke, AusländerInnen, Frauen [...].3

Der christliche Auftrag (ab S. 11)

Mit Bibelstellen hat man die Verbrennung von Hexen, die Folter der Inquisition, die Kreuzzüge, die Verfolgung der Juden und die Unterdrückung der Frauen begründet. Jeder Gebrauch der Bibel, der darauf hinausläuft, dass Menschen benachteiligt oder ausgegrenzt werden, muss uns zutiefst misstrauisch machen. Die Bibel ist nicht ein Verbotsnachschlagewerk, sondern ein Angebot, wie das Leben gelingen kann. Nicht einzelne Aussagen der Bibel sind Wertmassstab, sondern die Botschaft muss im Ganzen gesehen werden. [...] Zentrale Begriffe in der Bibel sind Gottes-, Nächsten-, Selbstliebe und Gerechtigkeit. Von diesen Zentralpunkten her müssen alle Lebensformen [...] zu jeder Zeit immer wieder überprüft werden.4

Der Umgang der Kirche mit Lesben und Schwulen heute (ab S. 13)

[...] Eine Lebensgemeinschaft, d.h. eine anerkannte Beziehung, die zu einem wirklich erfüllten Leben führt, darf nicht auf eine bestimmte, d.h. die hetero-sexuelle Orientierung beschränkt werden, sondern muss auch unter Menschen gleichen Geschlechts selbstverständlich sein können. Daher hat sich die Kirche von einer biologistischen Interpretation der Sexualität zu befreien.

Die Annahme, mit Hilfe der Seelsorge könnten Lesben und Schwule zu hetero-orientierten Frauen und Männern 'umgepolt' werden, ist wissenschaftlich längst als falsch erwiesen. Seelsorge hat sich immer mit dem ganzen Menschen zu befassen, ein erzwungener Verzicht auf Sexualität oder ein 'Umpolen' darf nie das Ziel von Seelsorge sein. [...] Menschen, die ihre gleichgeschlechtliche Orientierung akzeptiert bzw. integriert haben, brauchen keine spezielle Seelsorge-Betreuung."5

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Ernst Ostertag, Oktober 2008

Quellenverweise
1

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seite 1

2

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seite 4

3

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seiten 11 und 12

4

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seiten 11 und 12

5

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seiten 13 und 14