2002

Visionen und Taten

… des katholischen Frauenbundes

Weitere Passagen aus "Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?", Schrift des SKF (Schweizerischer Katholischer Frauenbund):

"Visionen

Auf der gesellschaftlichen und auf der politischen Ebene wird zurzeit über die Beseitigung von Diskriminierungen und über die Konsequenzen diskutiert, die sich aus der rechtlichen Gleichstellung von homosexuellen Frauen und Männern für den Gesetzgeber ergeben. [...] In dieser gesellschaftlichen Situation muss sich auch die Kirche [...] intensiv und nachhaltig dafür einsetzen, dass die derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Anstrengungen zur Integration von Lesben und Schwulen aufgegriffen und unterstützt werden. [...] Die Kirche muss für Lesben, Schwule und Bisexuelle genauso wie für alle Menschen Heimat sein. Das aber wird nur möglich sein, wenn deren Lebensform und Sexualität verstanden und akzeptiert wird. So kann Kirche zu dem werden, was sie sein soll: ein Ort echter Begegnung zwischen den unterschiedlichsten Menschen.1

Einsatz des SKF

Mit seiner Annäherung an das schwierige und nicht zuletzt in der Kirche belastete Thema Homosexualität will der SKF zur Enttabuisierung beitragen. Er wird sich deshalb aufgrund seines Leitbildes einsetzen:

  • Für die Anerkennung gleichgeschlechtlich orientierter Menschen in Kirche und Gesellschaft
  • Für eine gerechte gesetzliche Regelung gleichgeschlechtlicher Lebensformen und Partnerschaften durch Mitsprache bei Gesetzesrevisionen in der Schweiz [...]2

[S. 20] Mit dieser Diskussionsgrundlage, die als Resultat des zweijährigen Arbeitsprozesses zu verstehen ist, sind Verbandsleitung und Zentralvorstand an die Mitglieder herangetreten und auf sehr grosses Interesse und Verständnis gestossen. Nach vielen positiven, dankbaren und z.T. erschütternden Rückmeldungen - auch von vielen Müttern gleichgeschlechtlich orientierter Jugendlicher - kann der SKF heute ganz klar und profiliert Stellung nehmen:

  1. Homosexualität [...] ist eine gesunde Variante von Sexualität, die nicht veränderbar ist und sich nicht 'umpolen' lässt.
  2. Für den SKF bedeuten gleichgeschlechtlich orientierte Partnerschaften in erster Linie Liebesbeziehungen, zu denen selbstverständlich auch Sexualität gehört.
  3. Dauerhafte Beziehungen sind zu fördern, daher stimmt er der Einführung einer Rechtsform für gleichgeschlechtlich orientierte Partnerschaften zu. [...]3

Die Akzeptanz alternativer Lebensformen

Am 29. Januar 2002 nahm der SKF zur Vernehmlassung des Bundesrates Stellung. [...] Einzelne Zitate daraus: [...]

  • Der SKF befürwortet den Entwurf zum Bundesgesetz über die registrierte Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. [...]
  • Die Verweigerung der Adoption sowie der Stiefkindadoption zeugt von mangelndem Vertrauen in die Elternqualitäten von Lesben und Schwulen. [...]
  • In einer Gesellschaft, in der neue Familienformen in verschiedenen Kombinationen möglich sind (darunter viele Einelternfamilien), ist das Argument, ein Kind brauche unbedingt einen Vater und eine Mutter in heterogeschlechtlicher Beziehung, nicht stichhaltig.
  • Aus diesen Gründen hält der SKF am Adoptionsrecht für Personen in registrierter Partnerschaft fest.
  • Ganz entschieden tritt der SKF ein für die Übernahme des Sorgerechts des überlebenden gleichgeschlechtlichen Partners bzw. der Partnerin im Todesfall des leiblichen Elternteils. Ebenso für die mögliche Stiefkindadoption, die sich am Kindswohl zu orientieren hat. [...]"4

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Ernst Ostertag, Oktober 2008

Quellenverweise
1

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seite 16

2

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seite 16

3

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seite 20

4

Unsittliches Tun oder anerkennenswerte Lebensform?, Seiten 22 und 23