ab 1993

Pink Cross

Erste Ideen zur Schaffung eines professionellen Schwulensekretariats entstanden 1987 während der Vorbereitungsphase des Kampfes um ein revidiertes Strafgesetzbuch (StGB) ohne Sonderartikel für Homosexuelle und ein angepasstes Militärstrafgesetz (MStG) ohne Kriminalisierung homosexueller Akte. Die homosexuellen Organisationen kamen zum Schluss, neue zukünftige Aufgaben seien mit Freiwilligen allein nicht mehr zu lösen. Das professionelle Sekretariat war als Entlastung gedacht.

Die Idee wurde in einer "Arbeitsgruppe Sekretariat" weiterentwickelt und führte 1990 zur Vorstellung eines neu zu schaffenden Trägervereins oder Dachverbandes für (möglichst) alle Organisationen und eventuell auch für Einzelmitglieder.

Zugleich machte man sich in einer "Arbeitsgruppe Analyse und Ziele" ans grundsätzliche Überdenken der Schwulenpolitik. Das bisherige Vorgehen wurde durchleuchtet, Stärken und Schwächen wurden festgehalten und die vielfach lähmende Belastung durch Aids miteinbezogen. Es brauchte neue Impulse, es brauchte Leitlinien und Ziele für die 90er Jahre.

Die Ergebnisse beider Gruppen führten 1991 zum Entscheid,

  • Zweck und Ziele seien in den Grundzügen ausgearbeitet,
  • eine neue Organisation sei notwendig und könne nun ins Leben gerufen werden.

Man schuf 1991 einen Vorverein, der alle Schritte bis zur Gründung des erwünschten professionellen Schwulensekretariats und der neuen Organisation durchführte. Ein Jahr später war das in den wichtigsten Zügen getan.

1993 konnte Pink Cross gegründet und der Vorverein aufgelöst werden.

Diese grundsätzlichen Überlegungen und die organisatorischen Vorbereitungen zur Entstehung von Pink Cross sind als Ganzes gesehen ein bemerkenswertes Stück Geschichte. Sie forderten den entschlossenen Einsatz von relativ wenigen Männern, die dafür sehr viel Freizeit opferten. Und dies während der extrem belastenden Jahre, als es laufend neue Aids-Kranke gab, oft nahe Freunde, und jeder wusste, dass die Ansteckung gnadenlos zum Tod führte.

Aids lähmte viele und trieb sie in private Zurückgezogenheit. Was sollte Schwulenpolitik daran ändern? So dachte eine Mehrheit.

Es ist dieser Hintergrund, vor dem man die damaligen Arbeiten für Gesetzesrevisionen und Neugründungen sehen muss.

Nach oben

Ernst Ostertag, Oktober 2011