1997

"Gewalt an Homosexuellen"

… vor der Demonstration

Dem Bericht des Beobachters (Michael Krobath: "Prügel für Schwule, Hiebe für Lesben") war in einer Box beigefügt ein Interview mit Professor Rauchfleisch unter dem Titel "Udo Rauchfleisch, Psychologieprofessor an der Universität Basel, spricht über die Gewalt an Homosexuellen":

"Beobachter: Welche Menschen werden gegen Homosexuelle gewalttätig?

U.R.: Ein typisches Täterprofil gibt es nicht. In der Regel sind es aber junge Männer. Ein Teil bekämpft mit solchen Taten die eigene latente Homosexualität. Ganz generell habe ich aber festgestellt, dass Ohnmacht und der Wunsch, Macht auszuüben, die Hauptmotive darstellen. Die Täter erleben sich als ausserordentlich hilflos und wollen endlich einmal in der Position des Mächtigeren sein. Dazu suchen sie sich Opfer, die schwächer sind. Ausserdem können sie damit rechnen, ungestraft zu bleiben, da 80 Prozent der Überfälle nicht angezeigt werden. [...]

Beobachter: Was muss geschehen, damit solche Gewalt aufhört?

U.R.: Es braucht vor allem Aufklärung. Die Medien müssen deutlich sagen, dass Homosexualität weder Sünde noch Krankheit ist. Ausserdem braucht es die öffentliche Anerkennung. Ich meine damit die Aufnahme der homosexuellen Orientierung in die Bundesverfassung sowie die rechtliche und kirchliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Das wäre ein deutliches Signal an potentielle Täter."

Ernst Ostertag, Mai 2008