1987-1990

Vorgeschichte

Bereits 1987 erkannte die HACH (Dachorganisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz) den "Mangel einer klaren politischen Stossrichtung".1 Sie lud, wie Beat Gerber in seiner Arbeit über die HACH berichtet, zu einem Wochenende vom 17. bis 19. Juli 1987 ein,

"an dem diese Mängel behoben werden sollten. [...] Ein Jahr später lag [...] ein Arbeitspapier zur Strukturänderung der HACH vor. Wichtigster Vorschlag darin war die Schaffung einer 10%-Sekretariatsstelle, um die Arbeiten eines ständigen Vorstandes zu erledigen."

Dieses Arbeitspapier wurde dem "Protokoll der HACH-Sitzung, 16.04.1988" beigefügt.

Doch der Sekretariats-Vorschlag kam erst nach einer erneuten Grundsatzdiskussion wieder auf den Tisch, was am 25. Juli 1989 mit dem "Arbeitspapier für die erste Hälfte der Neunzigerjahre (Diskussionsgrundlage)" geschah. Beat Gerber zitiert in seiner Lizentiatsarbeit über die Geschichte der HACH, S. 62 daraus etliche Stellen. Sie werfen ein Licht auf die damalige Stimmung und die Denkweise einiger HACH-Genossen:

"Als Probleme erkannt wurden die Finanzknappheit [...], der chronische Mangel an aktiven Mitgliedern, die schlechte Information über die HACH und deren falsches 'Image als Verein von sich ideologisch selbstbefriedigenden und sich hadernden Politschwestern', wie auch die Tatsache‚ 'dass wir nach 20 Jahren neuer Schwulenbewegung immer noch [...] von den zwei Phänomenen Homophobie und Verführungsthese in unserer Gleichberechtigungsarbeit behindert werden, ohne bisher gezielt diese Phänomene angepeilt zu haben.'

Neben den Vorschlägen zur Organisation wissenschaftlicher Kongresse [...] und der Thematisierung der Homosexualität im schulischen Unterricht besticht vor allem die Idee 'schwuler Trumpf-Buur' 4:

'Um die elementarsten Erkenntnisse über die Verführungsthese und über Homophobie auch unter dem weniger alphabetisierten Publikum zu verbreiten, könnte eine popularisierende Inserateaktion sehr wirksam sein und sogar Wunder wirken. Wenn nämlich Housi [berndeutsch für Hans] Biertischprügel im Blick liest, dass nur Typen, die Mühe mit der eigenen Homosexualität haben, oder noch vulgärisierter selbst schwul sind, Schwule verdreschen, wird es vermutlich Housi nicht mehr wagen, sich damit zu brüsten.' "

Beat Gerber fuhr fort:

"Wichtiger als diese Vorschläge war jedoch, dass damit in der HACH eine Diskussion über die künftige Strategie ausgelöst wurde."

Eine Folge davon war die Einladung

"zu einem für alle Lesben und Schwulen offenen Wochenende zum Thema 'Aussicht auf unsere Zukunft' [...], um sich 'in aller Glasnost' zu fragen, was 'bisher warum schräg gelaufen' sei und was künftig besser gemacht werden könne."

Dieses Wochenende fand vom 25. bis 27. Mai 1990 im Albishaus auf dem Albispass (ZH) statt. Rolf Trechsel schreibt dazu in einem Abriss zur Vorgeschichte von Pink Cross, den er dem Autor, Ernst Ostertag, am 19. April 2006 zusandte:2

"Ein professionelles Sekretariat schält sich als eine der Zukunftsvisionen heraus. Eine 'Arbeitsgruppe Sekretariat' (Adrian Ramsauer, Rolf Hotz, Rolf Trechsel) beginnt, ein Konzept zu erarbeiten."

Es waren also hauptsächlich Mitglieder der Arbeitsgruppe Bundespolitik, die sich hier engagierten. In seinem Abriss fuhr Rolf fort:

"Im HACH-Bulletin 5/90 vom Dezember 1990 wird ein erstes Konzept für ein 'nationales professionelles Sekretariat' vorgeschlagen. Die HACH-Delegiertenversammlung vom 8. Dezember 1990 genehmigt grundsätzlich das Konzept und beauftragt die Gruppe, Kontakte zu weiteren Organisationen aufzunehmen."

Dazu Beat Gerber in seiner Lizentiatsarbeit:3

"Ende 1990 erweiterte sich die Arbeitsgruppe Sekretariat mit Vertretern aus den HuK, der VHELS, der SOH, dem Ursus Club und der HAB."5

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Ernst Ostertag, Mai 2008

Weiterführende Links intern

AG Bundespolitik

Quellenverweise
1

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, Seite 61 ff, Bern, 1997

2

Rolf Trechsel, Vorgeschichte von Pink Cross, Abriss, 19. April 2006

3

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Lizentiatsarbeit, Seite 45, Bern, 1997

Anmerkungen
4

"Trumpf-Buur", gegr. 1947, ist eine unabhängige schweizerische Bürgeraktion für freie Meinungsbildung mit Slogans wie "Mehr Freiheit - weniger Staat" oder "Mehr Markt - weniger Bürokratie"

5

HuK, Homosexuelle und Kirche; VHELS, Vereinigung homosexueller Erzieher/innen und Lehrer/innen der Schweiz; SOH, Schweizerische Organisation der Homosexuellen; HAB, Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern