1989/1990

Bereinigungen

In seiner Lizentiatsarbeit zur Geschichte der HACH (Dachorgaisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz) schrieb Beat Gerber zur Tätigkeit der Arbeitsgruppe Bundespolitik 1989 u.a.:

"Im Verlauf des nächsten Jahres (1989) intensivierte die Arbeitsgemeinschaft (AG) Bundespolitik ihre Kontakte zu den ParlamentarierInnen."1

Das Protokoll der HACH-Sitzung vom 28. Januar 1989 hielt fest:

"Nationalrat Felix Auer erklärte sich bereit, in der nationalrätlichen Kommission einen Antrag zur Streichung von Art. 157 MStG zu stellen."2

Nach einem Brief des Oberauditorats der Armee an die AG Bundespolitik vom 23. August 1989 kam laut Beat Gerber

"dem Artikel in der Praxis kaum mehr Bedeutung zu. [...] Seit 1970 waren keine Personen durch Militärgerichte aufgrund dieses Artikels verurteilt worden."3

Beat Gerber zur weiteren Entwicklung:

"Nachdem im Frühjahr 1990 die vorberatende Kommission des Nationalrats der Streichung des Art.157 MStG zugestimmt hatte, beurteilten die HACH (an ihrer Sitzung vom 26. Mai 1990) die Chancen der Streichung im Nationalrat als 'sehr gross'. Im November, wenige Tage vor der Behandlung im Nationalrat, gelangten die HACH schriftlich an sämtliche NationalrätInnen."4

In diesen Briefen vom 11. November 1990 setzte sich die AG Bundespolitik im Namen der HACH, SOH (Schweizerische Organisation der Homosexuellen) und ILSJS (Initiative lesbisch/schwule Jugend Schweiz) dafür ein, die Parlamentarier möchten dem Entscheid der vorbereitenden Kommission folgen und Art. 157 MStG streichen, wobei Argumente aus Rolf Trechsels Referat zur Begründung angeführt wurden. Beat Gerber zu den Beratungen im Nationalrat vom 12. November 1990:5

"Der Nationalrat schloss sich [der in den Briefen] der AG Bundespolitik (Arbeitsgruppe der HACH) [angeführten Argumentation] an und folgte dem Antrag der Kommission. Die HACH begrüssten den Entscheid, habe der Nationalrat mit der Streichung der Art. 194 StGB und 157 MStG doch ein

'Signal für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen gesetzt, welches die Akzeptanz der mindestens 500'000 Homosexuellen in der Bevölkerung fördern kann.'

Die mit dem Entscheid geschaffene Differenz zum Ständerat wurde vom Ständerat schliesslich im Frühjahr 1991 behoben."

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Ernst Ostertag, April 2008

Quellenverweise
1

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 76

2

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 76

3

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 76

4

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 76

5

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 77