1991

Verein SLS

"Schwule und Lesben für ein neues Sexualstrafrecht"

Der Verein, der den bevorstehenden Abstimmungskampf seitens der Homosexuellen organisieren und durchführen sollte, wurde am 6. Dezember 1991 gegründet. Er hiess SLS, Schwule und Lesben für ein neues Sexualstrafrecht. Die Versammlung wählte Adrian Ramsauer als Präsident. Gemäss Statuten bestand der Verein aus Einzelmitgliedern.

"Organisationen konnten nur als Fördermitglieder (Gönner) ohne Stimmrecht den Verein unterstützen."1

Neben der Organisation von Informationsveranstaltungen, Mittelbeschaffung, Durchführung von Leserbrief-Aktionen verfolgte der SLS, wie Beat Gerber in seiner Lizentiatsarbeit schreibt,

"die Strategie der Zusammenarbeit mit den Parteien und dem breit abgestützten Aktionskomitee Ja für ein ehrliches Sexualstrafrecht, welchem PolitikerInnen aus allen Bundesparteien angehörten. Ausser der Autopartei, den Schweizer Demokraten (SD) und der EDU beschlossen alle Parteien die Ja-Parole. Trotzdem wurde von den Verantwortlichen des SLS wie auch der Parteien im Abstimmungskampf Wert darauf gelegt, dass die Schwulen- und Lesbenorganisationen 'aus taktischen Gründen im Hintergrund' (Christian Kauter, Generalsekretär FDP Schweiz) bleiben sollten, da 'in der breiten Öffentlichkeit nur ansatzweise aufgearbeitete Be- und oft auch Verurteilungen lesbischer und schwuler Lebensformen (zu) einer zusätzlichen Ablehnung der Reform führen' könnten (Iwan Rickenbacher, Generalsekretär CVP Schweiz).

Auch beim PR-Büro des Aktionskomitees bestand 'eine gewisse Angst, wir könnten öffentlich auftreten'. [...] Andererseits waren dem Aktionskomitee [...] Geldmittel aus homosexuellen Kreisen willkommen (Brief des Präsidenten des SLS an die Vorstandsmitglieder, 22. April 1992). Das vom SLS an das Aktionskomitee überwiesene 'Gay money' belief sich schliesslich auf Fr. 4'400.- (gemäss Abrechnung SLS-Buchhaltung vom 4. Oktober 1992). [...] Da im Abstimmungskampf das Thema Homosexualität nur eine kleine Rolle spielte, beschränkten sich die Aktivitäten des SLS primär auf Fundraising und Standaktionen."

Ernst Ostertag, April 2008

Quellenverweise
1

Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 77