2007

Migranten und Schwule

… ein Network-Symposium

Umsiedlungswellen gab es zwischen europäischen Staaten des öftern, auch Zeiten der Auswanderung bis Amerika, Südafrika, Australien. Seit Kriegsende 1945 neu ist die Tatsache, dass Menschen von anderen Kontinenten nach Europa einwandern. Zunächst waren es Personen aus unabhängig gewordenen ehemaligen Kolonien. Dann wurden Arbeitskräfte angeworben. Schliesslich kamen "Wirtschaftsflüchtlinge" oder echte Verfolgte, die um Asyl baten.

In der Schweiz zeigte sich bald, dass gewisse aufgenommene Gruppen von Flüchtlingen wie Tibeter und später Tamilen aus Sri Lanka sich relativ "still" verhielten und mit wenigen Ausnahmen auch gut eingliederten ohne ihre angestammten Traditionen aufzugeben. Bei vielen Kurden, Türken, Arabern, Schwarzafrikanern war und ist das ähnlich.

Daneben gab und gibt es eindeutig Kriminelle und vor allem militant "Strenggläubige", die unsere säkularisierte Zivilisation und die aus Aufklärung und Humanismus gewachsene und gelebte Ordnung und Rechtsprechung ablehnen, ja bewusst missachten.

Dieses Verhalten beurteilt die Mehrheit der Bevölkerung zu Recht als Widerstand gegen unsere Umgangsformen des gleichberechtigten Miteinander und offen aufeinander Zugehens. Die religiös oder kulturell begründete Ablehnung dieser Offenheit wird als Rückfall ins "Mittelalter" empfunden und die daraus abgeleitete Missachtung unserer Rechtsordnung muss dezidiert zurückgewiesen und geahndet werden.

Wird jedoch solches Verhalten in falscher "Toleranz" schweigend hingenommen, beginnen bei vielen die Alarmglocken zu läuten, besonders bei homosexuellen Bürgern des Landes. Denn traditionsgebundene Denkweisen zwingen darin verhaftete Migranten, emanzipierte Lesben und Schwule zu hassen. Und solche Leute beweisen das mit Fäusten und massiven Beschimpfungen oft und gerne. Zudem besteht durchaus die Gefahr eines Übergreifens auf ähnlich denkende (etwa evangelikale oder streng katholische) Kreise der Bevölkerung.

Den jahrhundertelang geächteten und ausgegrenzten Homosexuellen geht es um ihre erst in den letzten paar Jahrzehnten mühsam errungene (teilweise) Gleichstellung, also um ihre eigentliche Lebensberechtigung.

Genau diese Gefahr ansprechen und zum Mittelpunkt eines Symposiums machen, das wollte Network am 8. September 2007. Man hoffte, Diskussionen darüber und Sensibilisierung in weitere Gremien, in Politik und vor allem die Medien hineinzutragen.

Doch offensichtlich war man der Zeit voraus. Es trafen Absagen ein oder Schweigen blieb die Reaktion auf breitgestreute Einladungen. Darum doppelte der Initiator des Symposiums in den Network News vom Dezember 2010 mit einem fiktiven Interview nach, in welchem er aufzeigte, dass es in unserem Staat kein Recht geben darf weder auf Durchsetzung menschenverachtender religiöser Gesetze (zum Beispiel der Sharia, Misshandlung der Ehefrau) noch auf Familien- und andere Traditionen (Zwangsheirat), und dass jetzt klar formulierte Regeln gesetzt werden müssen.1

Die folgenden Unterkapitel zeigen den Verlauf des Symposiums und zitieren aus Referaten und engagierten Voten der Teilnehmer.

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Ernst Ostertag, Januar 2012

Quellenverweise
1

Network News Nr. 112, Dezember 2010, S. 9