2007

Hauptreferat

Haupt­re­fe­rent des Sym­po­si­ums war der aus Syrien stam­men­de Pro­fes­sor für in­ter­na­tio­na­le Be­zie­hun­gen, Bassam Tibi (Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen und Cornell Uni­ver­si­ty, USA). In seinem Vortrag kam er als Muslim zum Schluss (ver­öf­fent­licht in den Network News vom Oktober 2007):

"Ich sehe drei einander sich aus­schlies­sen­de Sze­na­ri­en:

Man nimmt die Probleme der Mi­gran­ten­kul­tur als Zünd­stoff für frem­den­feind­li­chen Po­pu­lis­mus (rechts­ex­tre­me Parteien und Verbände).

Das Ge­gen­teil hiervon ist die ver­ord­ne­te Frem­den­lie­be der Mul­ti­kul­tu­ra­lis­ten, die Wer­te­be­lie­big­keit predigt und fremde Kulturen ro­man­ti­siert.

Als Al­ter­na­ti­ve zu diesen beiden Extremen schlage ich den Kul­tur­p­lu­ra­lis­mus vor, der Vielfalt mit Wer­te­kon­sens ver­bin­det. Dazu gehört das Recht 'Nein' zu sagen (z.B. zu is­la­mi­schen Vor­stel­lun­gen über Moral und Se­xua­li­tät), ohne als Frem­den­feind zu gelten.

Mi­gran­ten­kul­tur ist heute an­ge­sichts des grossen und stets wach­sen­den Anteils der Mi­gran­ten an der Be­völ­ke­rung Europas eine nicht mehr zu über­se­hen­de Realität. Man muss ohne Wenn und Aber zur zi­vi­li­sa­to­ri­schen Iden­ti­tät Europas stehen, zu der sä­ku­la­ren De­mo­kra­tie und zu den in­di­vi­du­el­len Men­schen­rech­ten. Es muss möglich sein, dies im Dialog und ohne An­fein­dung der Mi­gran­ten zu tun, was jedoch nicht bedeuten kann, dass man Mi­gran­ten­kul­tur un­wi­der­spro­chen hinnimmt."

Ernst Ostertag, Juni 2008